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Wolfgang Kohlhaase: Erfindung einer Sprache und andere Erzählungen

Besprechung

Neuausgabe der 1977 im Aufbau Verlag erschienen Erzählungen. Zu seinem 90. Geburtstag hat der Wagenbach Verlag Kohlhaases Erzählungen zum ersten Mal dem gesamtdeutschen Publikum zugänglich gemacht. Der durch seine Drehbücher und die Zusammenarbeit mit Andreas Dresen („Halt auf freier Strecke“, „Timm Thaler“) bekannte Autor schreibt mit großer Kunstfertigkeit und hintergründigem Witz Geschichten, die auf kleinen Szenen und Anekdoten beruhen. Es geht um die „Dinge, die sich immer wiederholen. (…) Die großen Phänomene. Die Liebe, de(n) Tod und das Wetter.“ (Andreas Dresen im Nachwort). Ein Häftling erwirkt sich Vergünstigungen, indem er seinem Wärter Persisch beibringt. Nur dass er die Sprache gar nicht beherrscht und nicht nur Wörter erfinden, sondern sich auch merken oder notieren muss, was aber niemand wissen darf – es geht um Leben und Tod. Eine verarmte ostpreußische Gräfin stirbt 1952 und hat verfügt, dass sie auf ihrem ehemaligen Gut begraben werden will. Als der Bleisarg beim pensionierten Pfarrer auf Usedom angekommen ist, kommt es zu grotesken Wirrungen und witzigen Szenen, weil die Genossen den Klassenfeind in Gestalt der alten Dame nicht zurück haben wollen und die neuen Besitzer ihrer ehemaligen Besitzungen im Dorf leben, andererseits sich noch einige frühere Bedienstete der Gräfin ihr verpflichtet fühlen. In „Silvester mit Balzac“, der Titelgeschichte der DDR-Ausgabe, nimmt ein Ich-Erzähler die Silvester-Einladung einer Bekannten nach Budapest an, was insofern ungewöhnlich ist, als er eigentlich jedes Jahr und nach immer gleichen Ritualen bei seinem Freund Karl und ihren gemeinsamen Freunden feiert. Die Strafe bleibt nicht aus: Zuerst muss das Flugzeug zweimal zurück fliegen, da das Wetter zu schlecht ist, um zu landen. Dann sind die Silvesterparty oder deren zwei wenig spektakulär, die junge Dame lässt sich verführen, aber auch von anderen Herren und schließlich sitzt der Erzähler allein in einer fremden Wohnung und blättert in einer Balzac-Ausgabe, allerdings einer ungarischen, so dass er nur die Eigennamen erkennen kann.

Didaktische Hinweise

Der lakonische Stil, die präzisen Beschreibungen machen die Texte leicht zugänglich. Man kann es sich zunutze machen, dass der Autor Drehbücher schreibt und zu den Geschichten Filmszenen entwerfen oder realisieren, vor allem wenn es die Gelegenheit gibt, einen Workshop dazu anzubieten. (Eine kurze Einführung bietet die HFF in München auf ihrer Website an.)

Gattung

  • Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 8 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre

FÜZ

  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2021

ISBN

9783803133359

Umfang

205 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book