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Terézia Mora: Das Ungeheuer

Besprechung

Die Seiten des Buchs sind auf ausdrücklichen Wunsch der Autorin durch einen Strich geteilt. Im oberen Teil wird Darius Kopps Geschichte zum Teil von einem Erzähler, zum Teil von ihm selbst in Ich-Form erzählt. Der untere Teil enthält Dateien aus einem Computer und Tagebuchauszüge, die von Flora, Darius' Frau, stammen und die er während seiner Reise liest, um den für ihn unerwarteten Selbstmord seiner Frau zu verstehen. Darius, die Hauptfigur auch von „Der einzige Mann auf dem Kontinent“, hat seinen Job und danach seine Frau verloren. Auf der Suche nach dem Grund für ihren Selbstmord reist er nach Ungarn, wo sie herstammt, dann immer weiter, äußerlich motiviert durch die Notwendigkeit, ihre Asche an einem passenden Ort zu bestatten, innerlich durch verzweifelte Ruhelosigkeit. Der andere Teil, unter dem Strich, enthält in Bruchstücken Floras Geschichte, die der Leser zusammensetzen muss. Sie schreibt über ihre Kindheit, über ihre Beziehungen, ihre Ehe und ihre Krankheit. Die Zweiteilung, die den Leser fordert, eine Taktik zu finden, wie er die beiden Teile aufnimmt, unterstreicht das Nebeneinander der beiden Leben, erst nach dem Tod macht sich Darius auf die Spurensuche und begegnet der Frage nach seiner Mitschuld. Er hat den Zustand seiner Frau nicht in ganzer Tragweite wahrgenommen, vielleicht nicht wahrnehmen können. Das Ungeheuer hat ihn aber trotzdem nicht verschont. Die Diskrepanz der Empfindungen der beiden Figuren wird durch die unterschiedlichen Textformen, lineare Erzählung und Montage, unterstrichen. Das Ende kommt Dramentisch: durch einen Demonstrationszug aufgehalten, öffnet Darius spontan die Tür seines Autos und verletzt dabei ein Kind. Die Umstehenden stürzen sich auf ihn, verprügeln ihn und zerstören sein Auto, so dass die im Kofferraum befindlichen Habseligkeiten samt der Urne mit Floras Asche mit dem Schneidbrenner herausgeholt werden müssen. Darius geht allein zu Fuß weiter.

Didaktische Hinweise

Angesichts des großen Umfangs des Buches kommt der Roman als Ganzschriftlektüre wohl kaum in Fage. Im Rahmen einer Buchvorstellung jedoch bieten sich interessante Fragestellungen an: In den Feuilletons wurde im dem Darius-Teil der Geschichte eine Art Roadnovel gesehen, die mit Jack Kerouacs „On the road“ verglichen werden kann. Der Flora-Teil ist die Analyse einer Krankheit, ihrer Ursachen und ihres Verlaufs. Ein behutsamer Umgang damit empfiehlt sich, auch im Ethik-Unterricht. J.M. Coetzees „Tagebuch eines schlimmen Jahres“, deutsch 2008, ist ein vergleichbares Erzählkonstrukt. Hier kreisen drei Handlungsstränge um die Hauptfigur.

Gattung

  • Romane

Eignung

in Auszügen geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre

Erscheinungsjahr

2013

ISBN

9783630873657

Umfang

684 Seiten

Medien

  • Buch