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Kate de Goldi: Abends um 10

Besprechung

Frankie wird bald 13, ist in der Schule engagiert und hat einen besten Freund, Gigs. Die beiden teilen viel und haben sogar eine eigene Geheimsprache entwickelt. Heil aber ist Frankies Welt nicht. Anfangs fällt auf, dass er sehr organisiert ist. Dann merkt man langsam, dass er zu Hause viele Aufgaben übernimmt und sich ständig Sorgen macht. Vor allem um seine Mutter, die das Haus nie verlässt. Gesprochen wird darüber nicht, weder mit den beiden Geschwistern noch mit dem Vater, der von allen Onkel George genannt wird. Bald wird der Freundeskreis der Jungen um Sydney erweitert. Sie zieht in die Stadt und die beiden Jungen freunden sich trotz Gigs anfänglichen Vorbehalten mit ihr an. Sie hat eine offene, direkte Art und stellt auch Fragen über Frankies Familie. Diese Fragen betreffen Frankie und auch die Tatsache, dass Sydney bald wieder umziehen muss. Ihre Mutter wechselt ständig die Städte und die Männer, von denen sie lebt.

Bevor es aber soweit ist, wollen Frankie und Sydney ihr Schulprojekt, ein Buch, noch beenden. Über den Ausgang gibt es Differenzen, Frankie will im Gegensatz zu Sydney nur ein gutes Ende. Sydney will ihn überzeugen und meint, dass auch seine Mütter Bücher lese, die „absolut tragisch“ (S. 272) seien. Frankie weiß, dass er sein Leben nicht mit der Leichtigkeit seiner Geschwister oder seines Vaters nehmen kann, sondern dass er eher die Schwermut seiner Mutter geerbt hat. So brüllen Angst und Wille gleichermaßen „Wir sind nicht gleich!“ (S. 273) aus ihm heraus. Nach diesem Streit bricht Frankie zusammen. Doch damit wird jetzt langsam seine Vergangenheit aufgearbeitet. Der Leser erfährt davon nur Bruchstücke. Er weiß nun, dass Frankie in therapeutischer Behandlung ist. Am Ende des Buches ist er nun schon ein paar Nächte nicht mehr abends um zehn Uhr bei seiner Mutter im Schlafzimmer, weil ihn wieder eine allabendliche Panik wegen einer gefährlichen Krankheit oder dergleichen ergriffen hat.„Abends um 10“ ist ein „All-Age-Romane“, der ganz leise die psychische Krankheit eines Jugendlichen thematisiert. Jugendlichen Lesern und Leserinnen wird Frankie wohl lange nicht als krank, sondern als Junge mit Eigenheiten erscheinen, die er sich aufgrund seiner Familiensituation zugelegt hat. So können sich junge Leser und Leserinnen dem Thema unvoreingenommen und vorurteilsfrei nähern. Für diese Herangehensweise an ein schwieriges wie unpopuläres Thema ist de Goldis Buch mit einem LUCHS sowie mit dem „Corine Internationaler Buchpreis 2011“ des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden.

Didaktische Hinweise

Trotz der vielen Auszeichnungen ist das Buch als Klassenlektüre weniger geeignet. Es ist mit 335 Seiten recht umfangreich und nimmt sich für das Erzählen der wenigen Ereignisse viel Zeit. Actiongewohnte Jugendliche oder Wenigleser wird es daher nicht gleich in seinen Bann ziehen. Es stellt aber eine Bereicherung für jede Schulbibliothek dar.

Gattung

  • Romane

Eignung

in Auszügen geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 8 bis 10

Fächer

  • Deutsch
  • Psychologie

FÜZ

  • Alltagskompetenz und Lebensökonomie
  • Soziales Lernen
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2011

ISBN

9783551582430

Umfang

335 Seiten

Medien

  • Buch