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Adèle Rosenfeld: Quallen habe keine Ohren

Besprechung

Im Mittelpunkt von Adèle Rosenfelds Roman mit dem Titel „Quallen haben keine Ohren“ steht Louise, die ihr Gehör verliert und die Folgen, die sich daraus für die Ich-Erzählerin ergeben. Bei Louises Geschichte handelt es sich um die literarische Verarbeitung der eigenen Lebensgeschichte der Autorin. Louise ist Mitte zwanzig, als sie in einem Sommer ihr Gehör fast vollständig verliert. Diese dramatische gesundheitliche Entwicklung stellt für Louise einen Einschnitt dar, die zwar seit ihrer Kindheit schlecht hört, bis dahin aber mit der Hilfe von Hörgeräten mehr oder weniger gut zurechtgekommen ist. Wie gut Louise ihre Mitmenschen versteht, hängt stark von deren Artikulation ab und von dem Vertrauensverhältnis, das sie zu der jeweiligen Person hat. Besonders schwer fällt Louise die Kommunikation an ihrem neuen Arbeitsplatz. Schon bald nach ihrer Einstellung im Rathaus, wo sie sich schnell aufgrund ihrer eingeschränkten Hörfähigkeit mit aufgebrachten Bürgerinnen und Bürgern konfrontiert sieht, wird sie ins Archiv versetzt, wo sie fortan Sterbedaten von Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg digitalisieren soll. Auch die Kommunikation mit ihren Kolleginnen und Kollegen ist sehr mühsam und so ist Louise im Grunde ganz froh, dass sie sich im Archiv wieder ihrer ganz eigenen Gedankenwelt hingeben kann. Die Ärzte können keine Erklärung für die plötzliche Verschlechterung von Louises Zustand finden, schlagen ihr aber die Implantation eines Cochlea-Implantats vor, dass einen Teil ihrer Hörkraft zurückbringen soll. Der Preis ist aber, dass Louises natürliches Gehör der Technik des Implantats unwiederbringlich weichen muss und sich ihre bisherige Hörfähigkeit verändern wird. Louises Freund Thomas, überzeugter Progressist (vgl. S.143), ist begeistert, und sieht in der Möglichkeit eines Implantats eine große Chance, Louises Leben zu erleichtern. Mehr aus Witz behauptet er, man könne am Beispiel von Louise ein bionisches Wesen auf den Weg in den Transhumanismus begleiten (S. 190). Louise selbst bleibt sehr skeptisch. Sie quält die Vorstellung, sie könne sich durch die Technologie von sich selbst entfremden.

Didaktische Hinweise

Auszüge aus Adèle Rosenfels Roman eignen sich sehr gut zum Einsatz im Unterricht. Der Roman „Quallen haben keine Ohren“ gibt einen tiefen authentischen Einblick in die Gedankenwelt der hörbehinderten Protagonistin. Dabei werden nicht nur die Kommunikationsprobleme von Louise deutlich, die ihren Alltag bestimmen, sondern sie stellt sich auch immer wieder die Frage nach ihrer eigenen Identität. Besonders Louises Entscheidung für ein Cochlea-Implantats stellt auch die Leserinnen und Leser vor eine medizinethische Entscheidung, die gerade aus der Sicht einer Betroffenen noch einmal eine andere Dimension gewinnt.

Gattung

  • All Age
  • Romane

Eignung

in Auszügen geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Französisch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre

FÜZ

  • Alltagskompetenz und Lebensökonomie
  • Berufliche Orientierung
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2023

ISBN

9783518431351

Umfang

221 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book