Matthias Lohre: Teufels Bruder
Besprechung
Bei dem Roman mit dem Titel „Teufels Bruder“ von Matthias Lohre handelt es sich um einen Coming-of-Age Roman, in dessen Mittelpunkt niemand Geringeres als die Brüder Thomas und Heinrich Mann stehen. Beschrieben wird die Reise der beiden Brüder durch Italien in den Jahren 1896 und 1897, Thomas Mann war damals 21, sein Bruder Heinrich Mann 25 Jahre alt. Der Roman ist aus der Rückschau geschrieben. Er beginnt, als sich Thomas Mann kurz vor seinem Tod in Rom am 29. April 1953 auf einem Balkon an die gemeinsame Reise mit dem Bruder erinnert und seiner Frau Katia gesteht, dass er in jedem Sommer „den Teufel“ (S. 20) gesehen habe. Als sich Thomas und Heinrich Mann am 10. Oktober 1896 auf ihre Grand Tour von München über Zürich nach Venedig begeben, hat Heinrich bereits Dresden, Berlin und halb Italien bereist. Thomas Mann hingegen ist, nachdem er dreimal sitzengeblieben ist, von Lübeck zu seiner Mutter und den weiteren drei Geschwistern Julia, Carla und Vicco nach München gezogen, wohin die Mutter nach dem Tod des Vaters gegangen war. Nach dem Tod des Vaters, eines angesehen Lübecker Konsuls, befinden sich die beiden Brüder nicht nur in einer Phase der Orientierungslosigkeit, sondern auch in finanziellen Schwierigkeiten, da der Vater in seinem Testament verfügt hat, das Unternehmen und das Wohnhaus in Lübeck zu verkaufen. Der Erlös der Zinsen wurde auf die Familie aufgeteilt, was dazu führte, dass Thomas Mann auch während seines Aufenthalts in Italien der Mutter in München Miete zahlen musste (vgl. S. 111). Trotz des Verständnisses für die „schriftstellerische Ambitionen“ (S. 44) ihres Sohnes versuchte diese, ihren Sohn immer wieder zu einer baldigen Heimkehr zu bewegen, damit er in der Heimat einen „festen arbeitsamen Beruf“ (S. 44) annimmt. Doch auch in Italien lässt der schriftstellerische Durchbruch der beiden auf sich warten. Während Thomas mit Selbstzweifeln kämpft, versucht Heinrich durch die Herausgabe einer Zeitschrift finanziell über die Runden zu kommen. In Venedig begegnet Thomas Mann schließlich einem geheimnisvollen Jüngling, einer prägenden Erfahrung, die seine künstlerische Entwicklung nachhaltig beeinflussen wird. Der oben erwähnten „Teufel“ wird sich später im „Doktor Faustus“ wiederfinden.
Didaktische Hinweise
Der Roman „Teufels Brüder“ eignet sich sehr gut für den Deutschunterricht der Oberstufe, wo Thomas Mann immer noch ein zentraler Autor ist, der sich in allen Schulbüchern findet. Seine Novelle „Der Tod in Venedig“ gehört zum klassischen Kanon der Schullektüren. Hier kann Matthias Lohres Darstellung der Brüder Mann, der auf verschiedenen Zeitebenen verfasst ist, wichtiges Hintergrundwissen liefern und den Schülerinnen und Schülern, nicht nur den Menschen und Schriftsteller Thomas Mann näherbringen, sondern auch dessen Bruder Heinrich Mann. Auch wenn sich die Handlung des Romans auf die komplexe Beziehung der beiden Brüder, die durch Rivalität aber auch durch tiefe Verbundenheit geprägt ist, konzentriert, darf man nicht vergessen, dass Matthias Lohre hier biografische Fakten mit Fiktion vermischt. Die atmosphärische Wirkung, die dadurch entsteht, kann ebenfalls zusammen mit den Schülerinnen und Schülern im Rahmen der Rezeptionsgeschichte von Thomas und Heinrich Mann besprochen werden.

Gattung
- Romane
Eignung
themenspezifisch geeignetAltersempfehlung
Jgst. 10 bis 13Fächer
- Deutsch
FÜZ
- Kulturelle Bildung
- Sprachliche Bildung
- Soziales Lernen
Erscheinungsjahr
2025ISBN
9783492072793Umfang
540 SeitenMedien
- Buch