Hannelore Grünberg-Klein: Ich denke oft an den Krieg, denn früher hatte ich dazu keine Zeit
Besprechung
Die Autorin, Mutter des Schriftstellers Arnon Grünberg, hat die Veröffentlichung nicht mehr erlebt, sie starb 2015 im Alter von 87 Jahren. Gegen Ende ihres Lebens verfasste sie noch ihre Erinnerungen, zunächst auf Deutsch, später dann auf Niederländisch, so dass uns eine übersetzte Fassung vorliegt. Die Vorfahren der Kleins und der Ephraims mütterlicherseits lebten seit dem 17. Jahrhundert in Berlin und waren angesehene Bürger. Hannelore wuchs dort auf und ging in die Jüdische Gemeindeschule. Mit der „Reichskristallnacht“ endete der „Traum des deutschen jüdischen Bürgers“ (S. 17) und Hannelores Vater sah schließlich ein, dass es keinen anderen Weg gab als die Flucht. Es beginnt ein sachlicher Bericht einer dramatischen Schiffsreise nach Kuba, wo der Staatspräsident ein Dekret erließ, dass die Emigranten nicht an Land dürften. Auch lange Verhandlungen und der mutige Einsatz des Kapitäns halfen nicht. Dasselbe passierte in New York. Die Kinder erlebten diese über einen Monat dauernde Reise und die langen Wartezeiten noch als aufregendes Abenteuer. In Amsterdam begann dann eine Zeit der Lageraufenthalte und ab Mai 1940 unter der deutschen Besatzung der Deportationen. Theresienstadt, Auschwitz und Mauthausen folgten. Nur Hannelore überlebte und musste sich ein Land suchen, in dem sie aufgenommen wurde. Von Deutschland waren die Juden als „staatenlos“ erklärt worden, Niederländerin war sie nicht. Den Sommer verbrachte sie mit anderen Überlebenden in Angers. Registriert als „Kriegspflegekind“ lebte Hannelore bei ihren Großeltern, bis sie heiratete. Fast möchte man den Stil trocken nennen, selten werden Gefühle ausgedrückt, aber die Schilderungen genügen, um einen Eindruck von dem Schrecken und der Not, aber auch dem erstaunlichen Überlebenswillen des jungen Mädchens zu bekommen. Fächerübergreifende Ziele: Politische Bildung
Didaktische Hinweise
Nicht nur als Hintergrundinformation über die Familie des bekannten Autors Arnon Grünberg ist das Buch wichtig, sondern auch als Geschichte einer Flucht. Was es heißt, seine Heimat aufzugeben und eine unerwünschte Person zu werden, kann man so Schülerinnen und Schülern gut vermitteln.
Gattung
- Sachbücher
Sachbuchkategorie
- Biografien, Autobiografien, Porträts
Eignung
themenspezifisch geeignetAltersempfehlung
Jgst. 10 bis 13Fächer
- Deutsch
- Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
- Geschichte
Erscheinungsjahr
2016ISBN
9783462048803Umfang
167 SeitenMedien
- Buch