Vea Kaiser: Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam

Besprechung

Schauplatz des Romans ist St. Peter am Anger. Hauptfiguren sind der Arzt und Bandwurmforscher Johannes Gerlitzen und sein Enkel Johannes A. Irrwein, beide mit ihrem Wissens- und Erkenntnisdrang Außenseiter. Die dörfliche Welt erscheint eng begrenzt zwischen Wirtshaus mit den Dorfältesten und Café Moni mit der Mütterrunde, Kirche, Feuerwehrhaus und Fußballplatz. Der Großvater hat außerhalb studiert, und auch der Enkel sehnt sich nach Weltoffenheit. Im Gymnasium unten im Tal legt sich der intelligente Musterschüler eine hochmütige Attitüde zu und schließt sich mit anderen zum elitären Digamma-Klub zusammen. Trotzdem scheitert er an der Matura (dies nur eine der zahlreichen österreichischen Bezeichnungen, die natürlich einen Reiz des Buches ausmachen) und kehrt zurück. Immerhin will er nun im Stil des bewunderten Herodot eine Dorfchronik der „Bergbarbaren“ schreiben. Es kommt zur allmählichen Versöhnung des Außenseiters mit der Dorfwelt, vor allem als diesem die Einladung des FC St. Pauli zur Einweihung der neuen Flutlichtanlage gelingt. Das Bergdorf beginnt sich ebenfalls zu wandeln, schon der Titel hat es angedeutet: Zum ersten Mal spielt die Blasmusikkapelle Pop! Das Buch ist wohl einfallsreich, überbordend, gebildet und witzig, vielleicht manchmal in seiner Sicht der Dorfmentalität oder der Beschreibung eigentlich ernsthafter Probleme der Menschen etwas zu locker und harmlos.