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Jostein Gaarder: Das Weihnachtsgeheimnis

Besprechung

24 Tage bis Weihnachten. 24 Fenster im Adventskalender. 24 rätselhafte Geschichten, die sich erst am 24. Dezember zu einem großen Ganzen fügen. 24 Kapitel, in denen Jostein Gaarder mehreren (Weihnachts-)Geheimnissen nachgeht. Joachim entdeckt in einem alten Buchladen einen magischen Adventskalender. Jeden Tag öffnet er ein Türchen und findet einen Zettel mit einer spannenden und geheimnisvollen Geschichte, die Joachim zum Nachdenken anregt. Kurz darauf scheint sich auch der Kalender zu verändern, und Joachim sieht ihn plötzlich mit ganz anderen Augen, denn die jeweilige Hauptperson der Geschichte rückt auf dem Kalender in den Vordergrund. Die kleinen Geschichten erzählen von dem Mädchen Elisabeth, das während eines Weihnachtseinkaufs einem lebendig gewordenen Spielzeuglämmchen nachläuft. So beginnt ihre große Reise durch Raum und Zeit, von Norwegen bis nach Bethlehem, von der Jetztzeit bis zur Zeit der Geburt Jesu. Da sich auf der Reise immer mehr Begleiter hinzugesellen (Engel, weitere Lämmchen, die Heiligen drei Könige usw.), nähert sich Joachim der Weihnachtsgeschichte quasi auf drei verschiedenen Ebenen.

Schon bald lassen sich Joachims Eltern von der täglichen Neugierde und Spannung, die über dem Kalender liegen, anstecken. Das tägliche gemeinsame Lesen wird zum Familienereignis. Schließlich entdeckt Joachims Vater, dass es das Mädchen Elisabeth wirklich gegeben hat, dass es tatsächlich im Weihnachtstrubel verloren ging und nie mehr aufgetaucht ist. So begibt sich die Familie auf die Suche nach Elisabeth und sucht das große Geheimnis, das hinter dem Weihnachtsfest steckt. Erst am Weihnachtstag selbst lösen sich viele der Rätsel. Jostein Gaarder schildert die Weihnachtsgeschichte, indem er sich ihr durch verschiedene Handlungsstränge und Zeitebenen nähert. Anfang und Ende des Buches sind wirklich spannend und aufregend und trösten über die etwas langatmigen Kapitel in der Mitte hinweg.

Didaktische Hinweise

Die Beschäftigung mit Jostein Gaarders „Weihnachtsgeheimnis“ im Unterricht bietet verschiedene Möglichkeiten. Einerseits kann man es als tägliches Vorlesebuch nutzen, wobei dabei mit die Schwierigkeit besteht, dass man nicht an allen Tagen Unterricht hat und sich am Wochenende somit Kapitel aufstauen.

Sinnvoller scheint es daher, die Struktur des Textes, der aus einer Rahmen- und einer Binnenhandlung besteht, im Unterricht zu besprechen und die Aufteilung zu reflektieren. Die Schülerinnen und Schüler erkennen, dass einerseits die Geschichte von Joachim erzählt wird, der als Kind der heutigen Zeit ähnliche Fragen, Wünsche und Probleme hat wie die Schülerinnen und Schüler selbst. Mit Joachim teilen sie die Vorfreude auf Weihnachten und entdecken gemeinsam mit ihm die Weihnachtsgeschichte, die auf interessante Weise mit der Geschichte des verschwundenen Mädchens Elisabeth verbunden ist.

Auf spielerische Weise gelingt es Gaarder, die Relevanz der Weihnachtsgeschichte für die Gegenwart zu verdeutlichen und das Interesse der jungen Leserinnen und Leser für historische Begebenheiten, Traditionen und für Geographie zu wecken, denn sie begleiten Joachim auf der Reise durch Raum und Zeit. Hier bieten sich eine Vielzahl von Recherchen an. So kann die Reise auf einer Weltkarte verfolgt werden, etwa indem diese an die Wand gehängt und die Tagesroute jeweils von einem Kind eingetragen wird. Dabei können auch Veränderungen in den Ländergrenzen thematisiert werden und ein historischer Atlas hinzugezogen werden.

Des Weiteren können die vielen Anspielungen auf reale Ereignisse und auf Sagen aufgegriffen und vertieft werden, so etwa die auf die Geschichte von Palästina oder des Rattenfängers von Hameln. Auch hier können kleine Rechercheaufträge an die Schülerinnen und Schüler vergeben werden.

Durch die Einteilung in eine Rahmen- und Binnenhandlung lässt sich das Buch aber auch sehr gut nutzen zum abwechselnden Selbstlesen und Vorlesen. So kann vereinbart werden, dass beispielsweise die Rahmenhandlung selbstständig gelesen wird, die Binnenhandlung jedoch an Schultagen von der Lehrkraft vorgelesen wird, sodass hier vertiefende Informationen und Recherchen oder Zusatzmaterialien genutzt werden können. Am Wochenende kann vereinbart werden, dass die Schülerinnen und Schüler die gesamte Geschichte selbst lesen oder die Eltern mit ins Boot geholt werden, sodass diese an diesen Tagen die Binnenhandlung vorlesen und darüber sprechen.

Das Buch eignet sich auch sehr gut als gemeinsame Lektüre von Eltern und Kinder und stiftet hier eine starke Verbindung durch das tägliche gemeinsame (Vor-)Lesen, bei dem abwechselnd vorgelesen werden kann. Gerade weil das Buch auch das Verhältnis von Johannes zu seinen Eltern thematisiert und die Familie gemeinsam die Reise durch Raum und Zeit nachverfolgt, ist es ein im besten Sinne des Wortes Gemeinschaft stiftendes Werk, das so vielschichtig ist, dass es nicht nur einmal, sondern über Jahre hinweg zur Weihnachtszeit gemeinsam gelesen werden kann.

Gattung

  • Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher

Eignung

für die Schulbibliothek empfohlen

Altersempfehlung

Jgst. 3 bis 11

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre

Erscheinungsjahr

2003 (Neuauflage)

ISBN

9783423626156

Umfang

271 Seiten

Medien

  • Buch