Angelika Nußberger; Rotraut Susanne Berner (Illustr.): Frei und gleich: Die Menschenrechte
Besprechung
Die ehemalige Richterin Angelika Nußberger erzählt, wie es auf dem Buchcover ausdrücklich heißt, die Menschenrechte. In den verschiedenen Kapiteln entfaltet die Autorin acht Artikel der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, indem sie sie anhand wahrer Rechtsfälle konkretisiert: Menschenwürde, Recht auf Leben, Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit, Verbot der Diskriminierung, Schutz von Familie und Privatleben, Recht auf Bildung, Schutz der Umwelt. Die Geschichten stammen aus realen Gerichtsakten des europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte und zeigen den Leserinnen und Lesern eindrücklich, wie schwierig es ist, in einzelnen Fällen gerecht zu entscheiden.
Besonders interessant wird es immer dann, wenn aufgezeigt wird, dass die Gerichte selbst bei der Beurteilung nicht zu einer einhelligen Meinung gekommen sind, sondern aus guten Gründen in die eine oder andere Richtung argumentiert haben. Nachvollziehbar wird auch erläutert, dass manchmal verschiedene Menschenrechte in Konkurrenz zueinander stehen.
Es wird verdeutlicht, dass sich Einstellungen der Menschen auch ändern können und die Auslegung der Menschenrechte dem Rechnung tragen muss. So ist z. B. die gewaltfreie Erziehung nicht nur ein Ideal, sondern zur Pflicht geworden.
Jeder Fall ist mit einer Illustration um einen zentralen Satz aus dem besprochenen Fall versehen, der auf eine andere Art und Weise die Leserinnen und Leser zur gedanklichen Beschäftigung mit dem Artikel anregt.
Die Autorin beendet ihr Sachbuch mit Kapiteln zur Philosophie sowie zur Geschichte der Menschenrechte. Im Anhang ist die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte vom 10.12.1948 nachzulesen, im Glossar werden die wichtigsten Persönlichkeiten, die im Buch vorkommen, kurz vorgestellt und im Verzeichnis der behandelten Fälle befinden sich die Quellenangaben.
Didaktische Hinweise
Die einzelnen Artikel der Menschenrechte können von Schülerinnen und Schülern in einer Referatsreihe vorgestellt und anhand eines oder mehrerer Fälle konkretisiert werden. Ergänzend kann mit dem illustrierenden Plakat der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit zu den Grund- und Menschenrechten in Deutschland und den Grundrechten im Grundgesetz gearbeitet werden.
Vorschlag für eine Verfassungsviertelstunde zum Thema „Meinungsfreiheit”:
Es bietet sich an, ein Kapitel bzw. einen Fall herauszugreifen, z.B. „Rühreier auf dem Kriegerdenkmal”. Zunächst soll der Fall, aber noch nicht die (juristische) Bewertung gelesen werden.
Der Fall soll dann mit eigenen Worten zusammengefasst werden: 2010 brieten Jugendliche über der ewigen Flamme am Grab des unbekannten Soldaten in Kiew Eier und Würstchen in einer mitgebrachten Pfanne. Die Aktion wurde durch das Internet einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Die Protagonistin fordert zur Nachahmung auf und kritisiert spöttisch den sinnlosen Gasverbrauch der Ewigen Flamme als Verschwendung von Steuergeldern.
Positionierung über ein digitales Abfragetool: Ist die Aktion durch das Menschenrecht auf Meinungsfreiheit gedeckt oder hat sie eine Grenze überschritten? Wenn ja: Wo liegt die Grenze für Meinungsfreiheit? Die Lehrkraft moderiert anschließend die Diskussion.
Gemeinsame Lektüre des juristischen Nachspiels: Wie argumentieren die verschiedenen Seiten?
Abschließende Diskussion über die juristische Beurteilung und die Haltung der Protagonistin angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Jahr 2022.

Gattung
- Sachbücher
Sachbuchkategorie
- Politik, Gesellschaft
- Philosophie, Religion, Menschsein
Eignung
themenspezifisch geeignetAltersempfehlung
Jgst. 7 bis 11Fächer
- Sozialkunde/Politik und Gesellschaft
- Philosophie
FÜZ
- Politische Bildung
- Werteerziehung
Erscheinungsjahr
2024ISBN
9783406821929Umfang
141 SeitenMedien
- Buch
- E-Book