Ödön von Horváth: Kasimir und Karoline

Besprechung

Der arbeitslose Lastwagenfahrer Kasimir und seine Braut Karoline besuchen während der Weltwirtschaftskrise das Münchener Oktoberfest. Als das Paar, überfordert vom Trubel und seiner Beziehung, zu streiten beginnen, lässt Kasimir die junge Frau stehen. Sie bleibt nicht lange allein, denn der Kanzlist Schnürzinger spricht sie an, macht ihr den Hof und fährt mit ihr Achterbahn, heimlich beobachtet von Kasimir. Der trifft das Diebespaar Franz und Erna, während Schnürzinger seinem Chef, Kommerzienrat Rauch, begegnet. Dessen lebhaftes Interesse für Karoline äußert sich in einem gemeinsamen Zug des Trios durch das Oktoberfest und in dem gelungenen Versuch, Schnürzinger aus dem Feld zu schlagen. In seinem Auto, das Franz und Erna gerade ausgeraubt haben, wird dem alkoholisierten Rauch in Begleitung von Karoline allerdings übel. Von seiner Leidenschaft zu ihr, die ihm das Leben gerettet hat, ist, nachdem er auf der Sanitätsstation erwacht, nichts mehr zu spüren. Karoline lässt sich mit Schnürzinger ein, nachdem sie gesehen hat, dass Franz abgeführt wurde und Kasimir und Erna eine Beziehung beginnen. Das Kleinbürgertum, seine Sprachnot, seine Sehnsüchte und Wünsche, die an der Realität des Alltags scheitern müssen, bilden die Stoffe für Horváths so genannte moderne Volksstücke, die diese neue Dramen-Gattung begründeten und Autoren wie Faßbinder, Krötz und Turrini beeinflussten.