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Fabian Payr: Von Menschen und Mensch*innen. 20 gute Gründe, mit dem Gendern aufzuhören

Besprechung

„Kein Mensch muss müssen“, sagt der Derwisch in Lessings Drama „Nathan der Weise“, und dies gilt auch für das Gendern, auch wenn man sich manchmal gedrängt fühlen kann, wider besseren Wissens beim munteren Verwenden allerlei Zeichen und Laute mitzumachen.

Aber der Schein trügt, denn der Rat für deutsche Rechtschreibung stellte am 14. Juli 2023 in Bezug auf Sonderzeichen wie Asterisk, Unterstrich oder andere Zeichen im Wortinneren Folgendes fest: „Diese Wortbinnenzeichen gehören nicht zum Kernbestand der deutschen Orthografie.“ Der Rat für deutsche Rechtschreibung verweist darauf, dass die Verwendung dieser Zeichen mit allerlei grammatischen Folgeproblemen verknüpft sei. Auf diese Folgeprobleme und andere Unstimmigkeiten verweist Fabian Payr in seinem Sachbuch und nennt „20 gute Gründe, mit dem Gendern aufzuhören“.

Zunächst stellt Payr die wichtigsten Thesen vor, die von Befürwortern des Genderns angeführt werden (z.B. die deutsche Sprache sei eine „Männersprache“, das generische Maskulinum sei sexistisch und diskriminierend, eine Veränderung der Sprache bewirke eine Veränderung der Gesellschaft), um sie anschließend ausführlich zu widerlegen, dabei konzentriert er sich im Wesentlichen auf den Bereich der Sprache und beruft sich dabei unter anderem auf Sprachwissenschaftler wie Gisela Zifonun, Peter Eisenberg, Roland Kaehlbrandt und Dagmar Lorenz.

Ein wichtiger Baustein von Payrs Argumentation ist, dass die Silbe -er nicht nur Männer repräsentiert, sondern auch Gegenstände, die kein Geschlecht haben, wir „Rechner“ (Computer), „Telefonhörer“ usw., oder Unternehmen wie „Bierbrauer“, „Messebauer“ usw. Die größten Probleme beim Gendern entstünden deshalb bei der Suffigierung der auf -er endenden Wörter mit den Endsilben -isch, -lich, -haft, -tum. Denn bei den Ableitungen wie „aufklärerisch“, „bürgerlich“, „meisterhaft“, „Bürgertum“ sei das Gendern schlicht unsinnig. Deutlich werde in diesem Zusammenhang, dass diese Begriffe geschlechtsneutral seien, da für ihre Bedeutung Sexus oder Gender keine Rolle spielten. Eine Wortneuschöpfung wie „Christinnentum“ impliziere, dass das Christentum nur für Frauen gelte. Das Geschlecht spiele also für die Bedeutung von Wörtern wie „Bürgertum“, „künstlerisch“ oder „meisterhaft“ keine Rolle.

Bei Komposita stoße das Gendern endgültig an Grenzen, Wörter wie „Verbraucherschutz“ würden sehr schnell sperrig und Sätze unlesbar, wenn man allzu konsequent vorgehe; überhaupt sei die Konsequenz das Problem. Formen wie Ärzt*in (falsche maskuline Form im Singular), Bauer*in (falsche feminine Form im Singular), Kolleg*in (falsche maskuline Form im Singular) wiesen Fehler auf und führten bei der Verwendung von Personal- und Possessivpronomen zur Unlesbarkeit oder zu grammatischen Unstimmigkeiten.

Einen weiteren wichtigen Aspekt bildet für Fabian Payr die Frage, ob man das Geschlecht eines Menschen unbedingt in jedem Zusammenhang sprachlich sichtbar machen müsse. Dabei stellt er fest, dass in anderen Sprachräumen die Diskussion mit umgekehrten Vorzeichen verläuft. Die englischen und französischen Feministinnen kämpften demnach nicht für Sichtbarkeit in der Sprache, sondern für die Verwendung der neutralen Form. Die Frauen stellten somit die Kategorie Beruf an erste Stelle und hielten den Geschlechterverweis für sexistisch. Dass die sprachliche Sichtbarmachung des Geschlechts die Gesellschaft gerechter mache, ist für Fabian Payr nicht ausgemacht, ganz im Gegenteil, er hält Gendern für sexistisch.

Didaktische Hinweise

Fabian Payrs Sachbuch bietet für den Unterricht eine Fülle von Argumenten, Beispielen und Fakten, die gegen das Gendern sprechen. Da die Gegenposition vor allem an Schulen und Hochschulen vertreten wird, ist es sicherlich sinnvoll, sich mit der anderen Sichtweise auseinanderzusetzen und sehr differenziert das Für und Wider abzuwägen. Für materiagestützte Erörterungen in der Oberstufe können Payrs Zusammenstellungen als Fundgrube dienen; neben Payrs eigenen Ausführungen finden sich zahlreiche längere Zitate von Sprachwissenschaftlern, welche für den Materialkorpus einer Schulaufgabe verwendet werden können, ebenso im Anhang wie ein sehr hilfreiches Glossar wichtiger sprachwissenschaftlicher Begriffe und eine ausführliche Literaturliste.

Gattung

  • Sachbücher

Sachbuchkategorie

  • Literatur, Lesen, Sprache
  • Politik, Gesellschaft

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Sozialkunde/Politik und Gesellschaft
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre

FÜZ

  • Sprachliche Bildung
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2021

ISBN

9783658331276

Umfang

190 Seiten

Medien

  • E-Book
  • Buch