mobile Navigation Icon

#lesen.bayern » Bücher für Kinder, Jugendliche und (junge) Erwachsene » Besprechungen Belletristik » Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher

Hannah Arendt; Hildegard E. Keller (Illustr., Nachwort): Die weisen Tiere

Besprechung

In diesem anmutig bebilderten Buch erzählt Hannah Arendt eine parabelhafte Geschichte von einem namenlosen Mädchen, welches sich auf den Weg aus der Welt der Erwachsenen in die Welt der Tiere aufmacht. Sie hütet Gänse und bemerkt eines Tages, dass ihre Gänseschar um eine weitere Gans größer geworden ist: Eine Gans mit einem schwarzen Fleck auf der Brust hat sich zur Gruppe dazugesellt. Bevor das Mädchen die Gans ansprechen kann, fliegt diese davon. Sofort lässt das Mädchen alles stehen und liegen und versucht, die Gans wiederzufinden. Dabei soll zunächst ein Pilot dem Tier hinterherfliegen. Ihm gibt sie ihr ganzes Erspartes, welches sie aufgrund eines herrschenden Krieges sowieso nicht ausgeben kann, da es keine Schokolade und keine gut schmeckenden Bonbons gibt. Doch es gelingt ihr nicht, mit ihrem Fallschirm auf dem Rücken der Gans zu landen. Stattdessen landet sie in einem Wald und fragt einen Uhu, ob er ihr sagen könnte, wie sie in das Land gelangen könnte, in das die Gans geflogen ist. Der Uhu rät ihr, sich Auskunft bei den weisen Tieren zu holen. Diese sind auf einer schönen Wiese mitten im Wald zu finden. Um dorthin zu gelangen, lernt sie die Vogelsprache, damit sie die Vögel um Hilfe bitten kann, ihr den Weg dorthin zu zeigen. Bei der Wiese angekommen findet sie die unterschiedlichsten Tiere wie einen Löwen, ein Lamm, ein Mondkalb, eine gehässige Schlange, einen großen Fisch, ein mageres Kamel, einen weißen Elefanten und ein Pferd mit Flügeln vor, welche ihr auf die eine oder andere Weise den Weg zu ihrer besonderen Gans zeigen. Das Mädchen nimmt in den Gesprächen mit jedem der Tiere einen Ratschlag für seinen Weg mit und gelangt so am Ende schließlich an sein Ziel und findet die Gans. Vor lauter Freude drückt es auf den schwarzen Punkt auf der weißen Brust der Gans und vor ihr entsteht ein schöner kleiner Junge, der sie heiraten möchte. Sie stimmt zu, nachdem man ihre Eltern informiert hat, wo sie denn sei. Beruhigt und voller Glück bringt der weiße Elefant beide zurück in die Welt der Menschen.

Didaktische Hinweise

Dieses bebilderte Märchenbuch ist vom Inhalt wie vom Layout her ein Kleinod. Hannah Arendt erzählt in ihrem einzigen Werk für junge Menschen eine bezaubernde Geschichte von einem kleinen Mädchen, das sich auf die Suche nach etwas macht, was ihr sehr wichtig ist. Dabei lässt sie sich von niemandem abbringen und geht unbeirrt ihren Weg. Sie verlässt dabei die von Krieg geschüttelte Welt der Erwachsenen und findet in der Tierwelt ihr Glück. In kurzen Abschnitten, die die junge Leserschaft nicht überfordern, wird dieser bunte und verwinkelte Weg nachgezeichnet. Es wird deutlich, dass der Weg das Ziel ist und am Ende das Glück stehen kann. Somit birgt dieses Märchen einen hervorragenden Anlass, im Unterricht über den Sinn des Unterwegsseins und des Findens von Glück nachzudenken. Im Unterrichtsgespräch bieten dabei die gehaltvollen Illustrationen von Hildegard K. Keller ein Angebot, die Aussagen der Erzählung mit den Bildern zu verknüpfen und eröffnen somit Gesprächsanlässe über die Art und Weise, wie das namenlose Mädchen sich nicht von seinem Weg abbringen lässt. Darüber hinaus können Vergleiche mit Märchen gezogen, in denen dieses Motiv auch eine Rolle spielt. Hier sei beispielhaft auf das Märchen Hans im Glück oder Die sieben Raben von den Brüdern Grimm verwiesen oder aber auch auf das Werk Der kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupéry. Dabei können Überlegungen zur Bedeutung der Charaktere der einzelnen Tiere angestellt werden, die dem Mädchen unterwegs begegnen, oder es kann darüber nachgedacht werden, warum das Mädchen trotz aller Widerstände ihre Suche fortführt. Das Leben als eine Suche nach dem richtigen Menschen oder nach der Erfüllung generell kann als Rahmen für ein Projekt dienen, innerhalb dessen die Schülerschaft anhand von Beispielen aus diesem Märchen das Thema beispielsweise mit Hilfe von Mindmaps ausgestaltet. Ferner können die Schülerinnen und Schüler ihre eigenen Vorstellungen hinsichtlich der Thematik äußern, die auch zeichnerisch umgesetzt werden können. Als Hintergrund zur Entstehung dieser besonderen Märchenerzählung sei auf das Nachwort von Hildegard E. Keller verwiesen, welches berichtet, wie es zu diesem Textfund und zur Publikation dieses Juwels gekommen ist. Aufgrund seines Layouts ist das Buch auch wärmstens als Geschenk zu empfehlen. Im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) werden die Ziele 4, 10 und 16 (SDGs) angesprochen.

Gattung

  • Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher

Eignung

für die Schulbibliothek empfohlen und zum Vorlesen

Altersempfehlung

Jgst. 1 bis 4

Fächer

  • Deutsch
  • Philosophie
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre

FÜZ

  • Alltagskompetenz und Lebensökonomie
  • Kulturelle Bildung
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2025

ISBN

9783907248164

Umfang

96 Seiten

Medien

  • Buch