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Thomas Steinfeld: Der Sprachverführer. Die deutsche Sprache: was sie ist, was sie kann

Besprechung

Der Titel wandelt bewusst den bekannten „Sprachführer“ in einen „Verführer“ um, wobei es sich auch um ersteren handelt, anders gesagt, eine Art Stilkunde. Gar nichts hat das Buch zu tun mit Werken von besserwisserischen Genitiv-Nostalgikern und Kulturpessimisten, die zur Zeit so gut verkauft werden. Auch wer an Ludwig Reiners „Stilfibel“ denkt, liegt nicht ganz, aber doch im Wesentlichen falsch. Steinfeld tritt nicht als Schulmeister auf, er folgt der Textgeschichte, also Beispielen aus Literatur und Philosophie, aber auch aus dem Alltag und deckt dabei besondere Feinheiten und Ausdrucksvarianten der deutschen Sprache auf. Dabei erfährt man, wie man einen guten Satz baut, wie man mit Fremdwörtern umgeht oder viel umfassender: wie man Sprache als Ausdrucksmöglichkeit nutzen kann. Steinfeld ist Redakteur im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung, bekannt auch als Kritiker der Rechtschreibreform von 1996, und schreibt fasslich, für manche sogar unterhaltend. Er war Übersetzer und lange Lehrer für Deutsch als Fremdsprache in Schweden und Kanada, auch daher weiß er, worauf es ankommt. In abgeschlossenen Essays untersucht er die Verwendung von Zeiten bei Thomas Bernhard oder die bürokratenhaften passivischen Sprachungetüme bei Grass. Er analysiert im Kapitel „Martin Mosebach schickt einen Brief: Literatur und Nachahmung“ die Entwicklung der deutschen Sprache von der Kultursprache, die hauptsächlich an die Literatur gebunden war, bis heute, wo ein verbindlicher Lesekanon moderner Literatur nicht mehr gegeben ist, dennoch aber literarische Texte als sprachliche Muster dienen können. Eines der gelungensten Kapitel ist das erste über den Anfang von Kafkas „Verwandlung“, den er mit den Übersetzungen ins Englische und Französische vergleicht.

Didaktische Hinweise

Es lassen sich einzelne Essays herausgreifen und vorzüglich in den Deutschunterricht einbauen. Sprachbetrachtung in der Oberstufe sollte so aussehen, wie es Steinfeld vormacht. Für März 2012 wardie Taschenbuchausgabe angekündigt – eine Klassenlektüre, etwa in Auszügen oder als Grundlage für Gruppenarbeit, ist durchaus vorstellbar.

Gattung

  • Sachbücher

Sachbuchkategorie

  • Literatur, Lesen, Sprache

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch

Erscheinungsjahr

2010

ISBN

9783446234161

Umfang

271 Seiten

Medien

  • Buch