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Jan Mohnhaupt: Tiere im Nationalsozialismus

Besprechung

Bei dem Buch mit dem Titel „Tiere im Nationalsozialismus“ des Journalisten und Autors Jan Mohnhaupt handelt es sich um ein Thema, das bisher wenig Beachtung gefunden hat. Dabei haben gerade die Nationalsozialisten Tiere für ganz unterschiedliche Zwecke eingesetzt, wie Jan Mohnhaupt gleich zu Beginn anhand der Beschreibung des von den Nazis eingerichteten Zoos in unmittelbarer Nähe zum Konzentrationslager Buchenwald zeigt. Dort wurden Affen und Bären gehalten, die den Aufsehern in der Mittagspause zur Zerstreuung und zur Unterhaltung dienten. Bei dem „Zoologischen Garten Buchenwald“, so der offizielle Titel, handelt es sich aber nur um ein Beispiel für die abgrundtiefe Perversion der Nationalsozialisten. 

So hatten gerade Hunde für Adolf Hitler einen hohen Stellenwert. Sie verkörperten nicht nur soldatische Tugenden wie Mut und Gehorsam, sondern Hitler gefiel es besonders gut, dass diese ihm treu ergeben waren. So ließ sich Hitler auch gerne mit seinem Schäferhund „Blondi“ ablichten, den es, wie der Leser erfährt, gleich dreimal gab, ebenso wie den männlichen Rüden namens „Wolf“ – ein Tier, das in der NS-Zeit ebenfalls zur Ikone der Nazis stilisiert wurde und das das ganze NS-Vokabular durchzieht, wie man z.B. an den Namen der Führerhauptquartiere Wolfsschanze oder Wolfsschlucht unschwer erkennen kann. Aber nicht nur Hunden und Wölfen, sondern auch anderen Tieren kam während der NZ-Zeit eine große Bedeutung zu, denn, trotz der menschenverachtenden Ideologie, wurde in Nazi-Deutschland das Tierwohl großgeschrieben. So spielten z.B. auch Pferde während der NS-Zeit eine große Rolle, da trotz der Technisierung des 2. Weltkriegs durch Flugzeuge und Panzer rund drei Millionen Pferde im Krieg eingesetzt waren. Hitlers eigene Beziehung zu Pferden war allerdings eher zwiespältig. Neben Hitlers Tiervorlieben erfährt der Leser dann auch über weitere bizarre Vorlieben bekannter NS-Größen: Hermann Göring schoss mit Hingabe Hirsche und hielt sich junge Löwen zu Hause, Heinrich Himmler versuchte – ganz im Sinne der NS-Rassenlehre – Hühner zu züchten. Für Schweine wurde sogar ein besonders Programm aufgelegt, um sich mit deren Fettreserven von Importen unabhängig zu machen. Auch kleinere Tiere, wie der Kartoffelkäfer kamen zum Einsatz. Im Jahr 1943 warfen deutsche Piloten im Auftrag der Kartoffelkäfer-Forschungsstelle der Eifel 140000 Käfer über Speyer ab, um herauszufinden, ob die Insekten den Sturz aus 8000 Meter überleben und somit eventuell als biologische Waffe einsetzbar sind. Mit der gezielten Züchtung von Seidenraupen in Schulgärten – die Seide wurde zur Herstellung von Fallschirmen gebraucht – wurden nicht nur Kinder unmittelbar in die Kriegsvorbereitungen einbezogen, sondern man konnte ihnen auch gleichzeitig Aspekte der Vererbungslehre und Rassenhygiene vermitteln. Die Katze galt in der nationalsozialistischen Ideologie allerdings als „jüdisches Tier“. Das hatte zum einen mit ihrer Herkunft aus dem Osten zu tun, zum anderen, weil sie sich aufgrund ihres Wesens – anders als Hunde – nicht zu Gehorsam erziehen ließ.

Didaktische Hinweise

Jan Mohnhaupts reportagenartig verfasstes Buch „Tiere im Nationalsozialismus“ kann allen an der Geschichte des Nationalsozialismus interessieren Schülerinnen und Schülern empfohlen werden. Es eignet sich auch sehr gut zur Anschaffung für die Schulbibliothek, denn es eröffnet eine ungewöhnliche, gleichzeitig aber auch eine sehr erhellende und interessante Perspektive auf den Nationalsozialismus. 

Gattung

  • Sachbücher

Sachbuchkategorie

  • Politik, Gesellschaft
  • Geschichte, Archäologie
  • Natur, Tiere, Lebensräume

Eignung

für die Schulbibliothek empfohlen

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Geschichte
  • Biologie
  • Deutsch

FÜZ

  • Kulturelle Bildung
  • Politische Bildung

Erscheinungsjahr

2020

ISBN

9783446264045

Umfang

256 Seiten

Medien

  • Buch