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Megumi Iwasa: Viele Grüße, deine Giraffe

Besprechung

Zu Recht im Jahr 2017 mit dem Leipziger Lesekompass und 2018 mit dem Jugendliteraturpreis ausgezeichnet ist „Viele Grüße, deine Giraffe“ das wohl bekannteste von der japanischen Autorin Megumi Iwasa veröffentlichte Werk im Moritz-Verlag. Liebevoll, einfühlsam und humorvoll erzählt die Autorin die Geschichte einer außergewöhnlichen Brieffreundschaft zwischen einer Giraffe und einem Pinguin. Die Giraffe lebt in der Savanne, der Pinguin am Südpol. Der Giraffe ist schrecklich langweilig. Zum Glück geht es dem Pelikan genauso, der deshalb soeben einen Postdienst eröffnet hat. Die Giraffe beschließt, sich einen Brieffreund zu suchen. Sie schreibt einen Brief, den der Pelikan dem ersten Tier hinter dem Horizont zustellen soll. Der Pelikan fliegt bis zum Meer und übergibt den Brief der Robbe, die für die Postzustellung im Meer zuständig ist. Sie überbringt den Brief schlussendlich dem Pinguin auf dem Kap der Wale. Zwischen den beiden sehr unterschiedlichen Tieren entspinnt sich ein reger Briefwechsel. Dabei interessieren sich beide für das Leben hinter dem Horizont und für das Aussehen und die Eigenarten des jeweils anderen. Bald beschließt die Giraffe dem Pinguin einen Besuch abzustatten. Als besondere Überraschung verkleidet sich die Giraffe so, wie sich der Pinguin beschrieben und sie ihn sich vorgestellt hatte. Beim ersten Aufeinandertreffen der beiden kommt es zunächst zu Irritationen und dann zu großem Gelächter. Die Giraffe hatte wohl die Beschreibungen des Pinguins nicht ganz richtig gedeutet. Schnell wird die Verkleidung abgestreift und die beiden werden die dicksten Freunde, obwohl sie sich so gar nicht ähnlich sind. Im Vordergrund der Lektüre steht die Briefkorrespondenz zwischen zwei ungleichen Freunden. Dabei sind die Briefe als solche mit unterschiedliche schwer zu lesender Handschrift auch abgedruckt. Eingerahmt werden sie von einer auktorialen Erzählstruktur, die den situativen Kontext kindgerecht beschreibt. Die wenigen Figuren der Geschichte erhalten keinen Eigennamen, sondern werden mit der Tierbezeichnung benannt. Sie haben alle menschliche Züge und sind an die Verhaltensweisen der jungen Leseschaft angepasst. Geografische und zoologische Genauigkeiten werden dabei vernachlässigt. Die Übersetzung von Ursula Gräfe ist in klarer, einfacher, aber sicherlich nicht einfälltiger Sprache verfasst und bedient sich ebenfalls einer überwiegend basalen Syntax. Das Schriftbild ist gut lesbar, lediglich der Blocksatz könnte das Lesen für Leseanfänger etwas erschweren. Die großflächigen Illustrationen von Jörg Mühle hauchen der Geschichte zusätzlich Leben ein und vervollständigen diese wunderbare Freundschaftgeschichte.

Didaktische Hinweise

Dieser Kinderroman eignet sich insbesondere für geübte Erstleser ab Ende der 1. Jahrgangsstufe. Durch die ausgewogene Verteilung von Text und Bild, die fröhlich, heitere Erzählweise und die liebevoll gezeichneten Illustrationen verspricht er Lesevergnügen für Mädchen wie Jungen. „Viele Grüße, deine Giraffe“ ist ein „Muss“ für jede Schulbibliothek, das durch die weiteren erschienenen Titel der selben Reihe „Viele Grüße von der Seehundinsel“ und „Viele Grüße vom Kap der Wale“ ergänzt werden könnte. Auf Grund seiner überschaubaren Länge, der Thematik und dem hohen Bildanteil eignet sich dieser Band sowohl als Vorlesebuch, als Klassen- als auch als individuelle Lektüre. Ab circa Mitte der 2. Klasse kann mit dieser Lektüre der literarische Teil des Filby2-Lesetrainings durchgeführt werden. Die Lektüre wird in diesem Fall mit einem Leseflüssigkeitstraining (gemeinsames Lesen mit einer Hörfassung) kombiniert. Zur Vertiefung der Lektüre und auch unabhängig vom Leseflüssigkeitstraining bieten sich unterschiedliche kreative Aufgaben an: So könnte die Klasse die Reiseroute von Pelikan und Robbe erforschen, die beiden Protagonisten basteln und eine Szene nachspielen. Die Lieblingsszene könnte auch aus unterschiedlichen Materialien in einem Schuhkarton nachgestaltet werden. Zudem bietet es sich an, die Freundschaftsgeschichte der beiden weiterzuschreiben, Tiersteckbriefe zu erstellen oder die Geschichte als Aufhänger für das eigene Briefe schreiben zu verwenden. Darüberhinaus lässt sich durch dieses Buch interkulturelles Lernen verwirklichen, wird doch hier ein eindruckliches Beispiel gegeben, dass Begegnung und Auseinandersetzung mit Fremdartigem eine Bereicherung sein kann. So könnten die Kinder ebensfalls Briefe verfassen, in denen sie sich selbst, ihre Gewohnheiten, Vorlieben und ihr Aussehen beschreiben, aber auch über kulturelle Herkunft und Lebensweisen berichten. Der Moritz-Verlag bietet auch kostenloses Lektüre-Begleitmaterial.

Alle hier rezensierten Werke von Megumi Iwasa

Gattung

  • Erstlesebücher

Eignung

sehr gut als Klassenlektüre geeignet und zum Vorlesen

Altersempfehlung

Jgst. 1 bis 3

Fächer

  • DaZ - Deutsch als Zweitsprache
  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Interkulturelle Erziehung

FÜZ

  • Interkulturelle Bildung

Erscheinungsjahr

2017

ISBN

9783895653377

Umfang

104 Seiten

Medien

  • Buch