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John Boyne: Mein Bruder heißt jetzt Jessica

Besprechung

Bei dem Roman mit dem Titel „Mein Bruder heißt jetzt Jessica“ des bekannten englischen Autors John Boyne handelt es sich um eine humorvoll überzeichnete transgender Geschichte aus der Sicht Sam Wavers, dem Bruder des 17-järigen Jason. Als Jason eines Abends seiner Familie eröffnet, dass er sich schon seit Jahren als Mädchen fühlt, schlägt diese Nachricht ein wie eine Bombe. Die Eltern, beides ranghohe Politiker – Sams Mutter gilt als Ministerin im englischen Kabinett als heiße Kandidatin, den englischen Prime Minister abzulösen – können es nicht fassen, dass Jason, der hervorragende Fußballspieler und ihr Vorzeigesohn, seine wahre Identität ab sofort offen leben möchte. Beide fürchten um ihren Ruf in der Öffentlichkeit, wobei nicht ganz deutlich wird, wie Jasons Mutter schlussendlich auch politisch zu dem Thema Diversity steht. Aus der übertriebenen Reaktion der Eltern ist aber zu schließen, dass ihnen das Thema eher suspekt ist. Sie bringen Jason zu einem Psychiater, mit der Bitte, ihn zu „heilen“, verlassen dann aber empört die Praxis, als sie feststellen müssen, dass dieser einen anderen Ansatz verfolgt, nämlich Jason bei seiner Suche nach seiner sexuellen Identität zu unterstützen. Aber auch Sams Leben wird durch das Coming-Out seines Bruders nicht leichter. Stand Sam ohnehin schon immer im Schatten seines erfolgreichen Bruders, so wird er jetzt in der Schule mit diesem aufgezogen. Nach der für ihn nicht sehr hilfreichen Reaktion seiner Familie flüchtet Janson schließlich zu seiner durchgeknallten Tante nach Oxford, die ihn, anstatt mit dem Auto, mit dem Pferd vom Bahnhof abholt. Dort kann Jason endlich so sein, wie er will, und er beschließt, sein Leben fortan als Jessica fortzuführen. Erst nach der Entscheidung von Jasons Mutter, ihre politische Karriere zu beenden, weil die Medien private Informationen über ihren Sohn/ ihre Tochter verbreitet haben, kehrt Jason /Jessica zu seiner Familie zurück, um sie aber schon kurz darauf wieder zu verlassen, um weit weg in den Norden von England zu ziehen, wo er schließlich ein Studium als Jessica aufnimmt. Dort finden dann auch Sam und Jessica als Geschwister wieder zusammen. 

Didaktische Hinweise

John Boyne geht es in seinem Roman nicht darum, wie die meisten Jugendbücher, die sich mit dem Thema Transgender zu beschäftigen, dieses aus der Sicht der Betroffenen zu schreiben, sondern darum, welche Auswirkungen das Outing für die Menschen in dem Umfeld der/ des Betroffenen haben – in diesem Fall für Jasons/ Jessicas eher unsensible Eltern und seinen/ ihren Bruder Sam. Auch wenn John Boynes Roman grundsätzlich sehr lesenswert ist, ist der Roman insgesamt doch leider sehr überzeichnet und plakativ. Das trifft v. a. auf Jasons karrieresüchtige zynische Eltern sowie auf seine Tante zu. Das vermeintliche Happy End wirkt nach all den nicht immer ganz nachvollziehbaren Verwerfungen in der Familie sehr konstruiert. Nichtsdestotrotz ist das Buch flott und lustig geschrieben und sollte in keiner Schülerlesebücherei fehlen. V.a. auch, weil es sich an Leserinnen und Leser richtet, die nicht unmittelbar betroffen sind, sich aber dennoch, wie Sam, mit der Thematik konfrontiert sehen.

Das Buch eignet sich außerdem zur Besprechung im Sinne der Bildung für Nachhaltige Entwicklung, besonders unter den Punkten Geschlechtergleichheit (5) und Weniger Ungleichheit (10).

Gattung

  • All Age

Eignung

für die Schulbibliothek empfohlen

Altersempfehlung

Jgst. 8 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre

FÜZ

  • Familien- und Sexualerziehung
  • Soziales Lernen
  • Werteerziehung
  • Bildung für Nachhaltige Entwicklung (Umweltbildung, Globales Lernen)

Erscheinungsjahr

2020

ISBN

9783737342193

Medien

  • Buch