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Rebecca Makkai: Die Optimisten

Besprechung

Eine Gruppe von Freunden wird von der Aids-Epidemie im Chicago der 80er Jahre getroffen. Man kann den 2018 im Original erschienenen Roman im Jahr 2020 nicht lesen, ohne Parallelen zu ziehen: „Und jetzt seid ihr wegen dieser dummen Krankheit alle so ernst geworden und bleibt zu Hause.“; „Kannst du dir die Party vorstellen? Wenn ein Heilmittel gefunden ist?“ und zahllose andere Stellen lassen an die aktuelle Virus-Pandemie denken. Als der AIDS-Virus eine Pandemie verursachte, traf er hauptsächlich die sich seit den 70er Jahren in hedonistischer Lebensfreude ergehende Gruppe vor allem jüngerer schwuler Männer. Makkai erzählt abwechselnd auf zwei Zeitebenen. 1985/86 versuchen junge Männer, darunter Yale und seine Freunde, in Chicagos Schwulenkneipen und -saunas die Gefahr zu ignorieren. Zu Beginn der Erzählung ist Yales Freund Nico gerade an der Seuche gestorben. Seine Eltern ignorieren Nicos Freundeskreis. Richard, ein reicher bisexueller Gönner der Freunde veranstaltet deshalb eine private Trauerfeier. Noch wollen die jungen Männer in ihrem Glauben an ihre Unverletzlichkeit nicht wahrhaben, dass Treue zu einem Unterpfand nicht nur für feste Beziehungen, sondern für das Überleben wird. Yale arbeitet für eine Kunstgalerie und ist einer großen Sammlung auf der Spur, die ihn zu Nora, der alten Tante Nicos führt. Sie erzählt ihm von ihren Pariser Künstlerfreunden der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und einem früh gestorbenen Geliebten, dessen Bilder sie der Nachwelt erhalten möchte. Während Yale um die Sammlung kämpft, bahnt sich die Trennung von Charlie, seinem Lebensgefährten, an. Yale sieht seine Freunde sterben, auch Charlie, er selbst steckt sich an und wird krank.Kapitelweise abwechselnd dazu wird erzählt, wie 30 Jahre später, im Jahr 2015, Fiona, Nicos Schwester, nach Paris gereist, bei Richard untergekommen ist und mit Hilfe eines Detektivs ihre Tochter Claire sucht. Zwischen Mutter und Tochter steht Fionas einerseits das Schuldgefühl wegen ihrer Geburt den sterbenden Yale allein gelassen zu haben und andererseits ihr Engagement im Kampf gegen Aids, für das sie ihre Tochter vernachlässigt hat. Claire hat den Kontakt zu ihrer Mutter abgebrochen, sich einer Sekte angeschlossen und selbst eine Tochter bekommen. Fiona findet mit Hilfe des Detektivs ihre Spur, trifft Freunde aus Chicago wieder und kann nach einer vorsichtigen Annäherung an ihre Tochter einer gewissen Hoffnung entgegensehen.

Es ist ein Roman, der vielleicht etwas zu viel Gewicht auf spektakuläre Handlung und Spannung legt, so dass sein mögliches Anliegen in den Hintergrund tritt: Nachdenken über das Lebensgefühl einer Epoche, den Umgang mit einer Seuche, die Ungleichheit vertieft hat (und es immer noch tut) und in der Ignoranz und Schuldzuweisungen in der Gesellschaft verbreitet waren.

Didaktische Hinweise

Die Geschichte der ersten Jahre einer bis heute andauernden Pandemie ist gezeichnet von Ausgrenzung, Scham und Verleugnung. Es geht auch um das Thema Liebe: Treue sollte nicht nur äußerlichen Gründen wie der Angst vor einer Ansteckung geschuldet sein. Ein Vergleich mit Hanya Yanagiharas „Ein wenig Leben“ ergibt die Diskussion, welcher der beiden Romane gehaltvoller ist. Beide scheinen für eine Verfilmung perfekt geeignet, zu Makkais Optimisten ist eine Serie im Entstehen.

Gattung

  • Romane

Eignung

in Auszügen geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 9 bis 13

Fächer

  • Englisch
  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre

FÜZ

  • Familien- und Sexualerziehung
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2020

ISBN

9783961610778

Umfang

620 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book