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Sebastian Barry: Tausend Monde

Besprechung

Bei dem Roman mit dem Titel „Tausend Monde“ von Sebastian Barry handelt es sich im Grunde um die Fortschreibung seines wort- und bildgewaltigen Romans „Tage ohne Ende“. Der Roman ist aus der Sicht des Indianermädchens Winona geschrieben, die den Lesern und Leserinnen bereits aus „Tage ohne Ende“ bekannt ist. Der Roman spielt im Jahr 1890 in dem Städtchen Paris in Tennessee unmittelbar nach dem Ende des Sezessionskriegs. Winona lebt zusammen mit den beiden homosexuellen Unionssoldaten Thomas McNulty und John Cole auf einer Farm außerhalb der Stadt. Aber die Ruhe nach dem Krieg ist trügerisch. Als „Indianermädchen“ verfügt Winona über keinerlei Bürgerrechte, sie zählt sogar weniger als die gerade aus der Sklaverei entlassenen Afroamerikaner und muss ständig auf der Hut vor Übergriffen sein. Allein schon der Weg von der Farm zu Anwalt Briscoe, bei dem sie als Bürogehilfin arbeitet und den sie in Jungenskleidung zurücklegt, stellt eine Gefahr da. Trotz aller Vorsicht kommt es zu einem folgenschweren Übergriff, bei dem Winona vergewaltigt und schwer verletzt wird. Whiskeyumnebelt kann sie sich an den Tathergang nicht mehr erinnern und es bleibt die quälende Frage, ob Jas Jonski, der ihr den Hof macht, hinter der brutalen Tat steht. Auf rechtlichen Beistand kann Winona nicht hoffen, da die Vergewaltigung einer Indianerin als zum damaligen Zeitpunkt als Kavaliersdelikt gilt, was wiederum dazu führt, dass Winona sich selbst auf die Suche nach ihrem Vergewaltiger macht. Angetrieben wird sie dabei von diffusem Hass und einem Rachegedanken, der sie bis in ihre Kindheit zurückführt, nämlich zu dem Völkermord an ihren Ahnen, dem Stamm der Lakota, den Sebastian Barry bereits in „Tage ohne Ende“ beschrieben hat und an dem auch Thomas McNulty und John Cole beteiligt waren, bevor sie Winona aufgenommen haben. 

Didaktische Hinweise

Wie schon „Tage ohne Ende“ ist auch „Tausend Monde“ ein intensiver, sprachlich anspruchsvoller aber auch ein sehr beeindruckender Roman über ein Stück amerikanische Zeitgeschichte, der allen lesebegeisterten und interessierten Schülerinnen und Schülern zu Lektüre empfohlen werden kann. In einer Zeit, in der Rassismus in den USA sowie die Black Lives Matter-Bewegung von höchster gesellschaftspolitischer Brisanz sind, liefert Sebastian Barrys Roman einen tiefen Einblick in gesellschaftliche Strukturen, die sich weit in die Geschichte zurückverfolgen lassen. 

Alle hier rezensierten Werke von Sebastian Barry

Gattung

  • All Age
  • Romane

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Englisch

FÜZ

  • Interkulturelle Bildung
  • Werteerziehung
  • Politische Bildung
  • Soziales Lernen

Erscheinungsjahr

2020

ISBN

9783958297753

Umfang

256 Seiten

Medien

  • Buch