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Adelle Waldman: Das Liebesleben des Nathaniel P.

Besprechung

Nate, wie Nathaniel von Freunden genannt wird, verkörpert den typischen, nicht mehr ganz jungen, kreativen New Yorker, der es intellektuell weit gebracht hat. Nur weil er in Brooklyn lebt, muss er materiell eher mit wenig auskommen und lebt in einer winzigen Wohnung ohne Wohnzimmer. Ein Vorschuss auf ein Buch, an dem er arbeitet, bringt ihn in gute Stimmung. Er hat Freunde und kennt Frauen, trifft auf Festen und in Clubs Seinesgleichen. Von seiner zweiten richtigen Freundin, der schönen und erfolgreichen Elisa, hat er sich getrennt, besucht aber eine Party bei ihr. Da trifft er auf dem Weg Juliet, die er am Tag nach der Abtreibung ihres gemeinsamen Kindes verlassen hatte. Mit diesem Romananfang wird Nate nicht als unbedingt sympathisch eingeführt, als typisches Kind der 80er-Jahre, political correct und anständig, aber selbstbezogen, beziehungsunfähig und in seiner Welt unglücklich. Er ist das Kind jüdischer Einwanderer, die Eltern arbeiten in der Rüstungsindustrie, als Schüler wurde er verachtet. Als er in Harvard studierte, begann er, sich Freunde zu machen. Die Geschichte wird aus seiner Sicht erzählt. Man beginnt ihn zu mögen, als er Hannah trifft, eine schöne intelligente Journalistin, die er wirklich zu lieben scheint. Ihre Beziehung erlebt der Leser quasi in Echtzeit. Umso trauriger ist es, dass Nate auch diese Beziehung beendet, weil er zwischenzeitlich Interesse an einer anderen Frau gefunden hat. Dennoch wird er von Schuldgefühlen geplagt. Wenig später trifft er die wesentlich weniger interessante und intellektuelle, aber fröhliche Greer und nach einiger Zeit beschließen beide zusammenzuziehen. Eine zufällige Begegnung mit Hannah weckt noch einmal ein tiefes Verlustgefühl in Nate. Dann gibt er sich mit seinem neuen Leben zufrieden und das Buch endet. Die Autorin hat Beruf, Wohnort und sonst wohl einiges mit ihrem Protagonisten gemeinsam. Interessant ist, dass sie sich in einen Mann versetzt, der für die Gleichberechtigung ist und seine Genderstudies internalisiert hat, für den die Frauen aber dazu da sind, sein Wohlergehen zu steigern. Die weiblichen Figuren stimmen nicht zuversichtlich: Sie gleichen ihren weniger intellektuellen Schwestern aus „Sex and the City“ stark und erfüllen alte Rollenbilder. Vielleicht auch deshalb wurde der Roman bei seinem Erscheinen 2013 in den USA ein Bestseller. (Übersetzung aus dem Englischen: Klaus Timmermann und Ulrike Wasel)

Didaktische Hinweise

Die Geschlechterrollen im 21. Jahrhundert, ihr Status und ihre Entwicklungsmöglichkeiten bieten sich als Themen für den Unterricht an. Die Verwandten des Nathaniel P. bei Truman Capote, Philip Roth oder Woody Allen können verglichen werden. Die Autorin bezeichnet Jane Austen als Vorbild. Auch die Serien, zum Beispiel „Sex and the City“ oder „Girls“, zeigen ähnliche Themen. Der Aspekt der Promotion eines literarischen Werks in den Medien könnte untersucht werden, denn zum Erfolg des Romans der lange erfolglosen Schriftstellerin hat Lena Dunhams begeisterte Twitter-Meldung beigetragen.

Gattung

  • Romane

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Englisch

Erscheinungsjahr

2015

ISBN

9783954380480

Umfang

304 Seiten

Medien

  • Buch