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Krisztina Tóth: Pixel

Besprechung

Die ungarische Autorin hat ursprünglich Gedichte aus dem Französischen übersetzt und eigene geschrieben. Die Kurzform liegt ihr auch in Prosa sichtlich. Außerdem war sie Bildhauerin. Ihre Texte haben jeweils einen Körperteil oder ein Körpermerkmal im Titel und als zentrales Motiv. Bilder wie Schnappschüsse zeigen Menschen in kurzen Szenen. Entsprechend dem Titel des Bandes erscheinen die Personen mal nahe, mal von fern, die Erzählerin tritt selbst vor sie hin, aber auch wieder, Unsicherheit vorgebend, zurück. Für sie alle gibt es Geschichten, erfundene, reale? Jedenfalls mögliche: Die alternde Ärztin, die mit ihrer Tochter Kleider einkaufen geht und in der Umkleidekabine die Lächerlichkeit und Schuldhaftigkeit einer Szene erkennt, die dreißig Jahre zurückliegt. Sie hat ihren Mann anlässlich einer Konferenz im Westen betrogen und einen Knutschfleck mit einem gestohlenen Tuch bedeckt. Jetzt bemerkt sie in der Umkleidekabine, dass es sich nicht um ein vergessenes Halstuch einer Kundin gehandelt hatte, wie sie damals dachte, sondern um ein mit dem Emblem des Kaufhauses versehenes, das den Kundinnen helfen soll, Schminkflecken auf den Kleidern zu vermeiden. Die Geschichte ist kaum länger als ihre Zusammenfassung, lässt den Leser aber alle Scham und Unsicherheit der Protagonistin miterleben, als steckte er in ihr. Klar, dass es die „Geschichte des Halses“ ist. In der „Geschichte der Augen“ sitzt die Erzählerin vor einer Frau mit einem weißen Stock in der U-Bahn und imaginiert deren Leben als Blinde, wobei sie immer wieder korrigiert, bis die Frau gar nicht blind und der Stock eine weiße Vorhangstange ist. Was ist die Wahrheit? Die Wahrheit ist, dass alles möglich ist, man es aber nicht wissen kann. So stellt sich schmutzige Erde als essbarer Mohn heraus in der „Geschichte der Zunge“, so erleben alle handelnden Personen die Trennung zweier liebenden Männer, von denen einer heiraten und eine Familie gründen will, unterschiedlich und wieder anders als die erzählende Person. Sicher ist, dass sich der Verlassene mit Tabletten und Whisky umbringt. Oder doch nicht?

Didaktische Hinweise

Die Erzählform ist besonders: Die erzählende Person tritt immer wieder aus der Handlung heraus, manchmal wendet sie sich dem Leser zu, manchmal einfach von ihren Figuren ab. Die Texte bieten eine Menge Anregungen und Anlässe für Kreatives Schreiben. Das Weltbild der Autorin und die Charaktere ihrer Figuren könnten im Unterricht beschrieben werden.

Gattung

  • Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre

Erscheinungsjahr

2013

ISBN

9783950334555

Umfang

174 Seiten

Medien

  • Buch