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Hans Hillmann: Fliegenpapier

Besprechung

Hans Hillmann ist 88-jährig im Jahr 2014 kurz vor der Neuausgabe der 1982 entstandenen Graphic Novel gestorben. Er war Zeichner und Illustrator, u.a. für die F.A.Z. und Professor an der Kunsthochschule in Kassel. Klassische Filmplakate stammen von ihm, zum Beispiel das zu Panzerkreuzer Potemkin und zu Rashomon. An der Bearbeitung von Hammetts Kriminalnovelle arbeitete er sieben Jahre. Sie erschien zu einer Zeit, als man in Deutschland gerade anfing, den Comic als literarische Form zu akzeptieren, von Graphic Novel war noch keine Rede. Hillmanns Stil ist geprägt durch Zeichnungen und Aquarelle in Schwarz-Weiß und Grautönen, die großformatig und aus verschiedensten Perspektiven mehr erzählen als der knapp gehaltene Text, der ohne Sprechblasen auskommt und unter die Zeichnungen gesetzt ist. Jede der großformatigen, eine oder eine Doppelseite einnehmenden Zeichnungen, ist ein Kunstwerk für sich. Straßenszenen und Gebäude aus New York und San Francisco, da mit dem abrupten Wechsel zwischen klarem Meerblick und plötzlich aufsteigendem Nebel erzeugen mehr Stimmung als sonst oft Photos oder Filmszenen. Wenn man mit dem Band fertig ist, meint man denn auch, einen Film gesehen zu haben: Die Bilder sind voller Geheimnisse und Andeutungen, so nimmt man eine Pistole nur als Schatten an der Wand wahr oder einen Hut von oben, der sich, ohne dass man den Träger sehen kann, zwischen einer Hauswand und einer Mauer zu bewegen scheint. Kapitel enden oft mit Sequenzen, die Tempo und Action vorgeben, wie die Verfolgungsjagd zu Fuß und mit der Straßenbahn über die steilen Straßen von San Francisco und durch Chinatown oder die James-Bond-reife Szene, in der die Detektive und fast mit einem Taxi in den Abgrund stürzen. Die Geschichte ist komplex, der Plot schnell erzählt: Sue Hambleton, die missratene Tochter einer reichen New Yorker Familie, verlässt diese und die gute Partie, die von den Eltern für sie bestimmt wurde, als sie 21 wird und brennt mit einem Ganoven durch. Ihr Vater gibt sie auf, beauftragt aber ein Detektivbüro, um sie vor „unnötigen Schwierigkeiten“ zu bewahren. Der Detektiv ist der Ich-Erzähler. Sein Auftrag misslingt, er findet Sue in San Francisco, vergiftet von in ein Buch eingelegtem, mit Arsen getränktem Fliegenpapier. Welcher ihrer Liebhaber, von denen einer auch bereits ermordet wurde, sie auf dem Gewissen haben könnte, weiß keiner.

Didaktische Hinweise

Die Geschichte wird in knappen Worten und kurzen Dialogen erzählt, der Verlauf hat oft mit den Bildern auf der Seite nichts zu tun. Die Komposition von Bild und Text ist ein Thema. Die Erzählung der Bilder kann zu einer Art Drehbuch versprachlicht werden. Vor allem ist die Bildsprache selbst ein Thema und könnte in einer Bildbeschreibung oder einer eigenen Bilderserie zu den ausgelassenen Handlungsteilen umgesetzt werden. Interessant wäre ein Vergleich mit dem englischen Original.

Gattung

  • Comics, Comic-Romane, Graphic Novels

Eignung

für die Schulbibliothek empfohlen

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Englisch
  • Kunst

Erscheinungsjahr

2015

ISBN

9783945034040

Umfang

255 Seiten

Medien

  • Buch