Bastien Vivès: Polina

Besprechung

Der junge Künstler (*1984) hat für seine Graphic Novels schon einige Preise erhalten. Die sich über zwanzig Jahre erstreckende Geschichte der Tänzerin Polina ist sein viertes Buch. Die Graphic Novel ist ganz in Schwarz-weiß-grau gehalten und umfasst über 200 Seiten mit meist sechs Bildern auf einer Seite. Die Gesichtszüge der Figuren sind skizziert und auf das Wesentliche gebracht. Überraschend ist der schwarze Schatten auf Polinas Nase, an dem man sie auch in Tänzergruppen sofort erkennt. Es gibt praktisch keinen Hintergrund, sodass der Betrachter ganz auf die wunderbar graziös gezeichneten Bewegungen der Tänzerin und die Beziehung zu den anderen Personen konzentriert ist, unter denen die wichtigste Polinas Lehrer, Professor Bojinski, ist. Der Weg der jungen Ballerina führt vom ersten Vortanzen als kleines Mädchen in der Akademie des Professors über ihre Vollendung als klassische Ballerina zu ihrer Entscheidung lieber den Weg des Ausdruckstanzes zu gehen, mit dem sie ihre individuelle Persönlichkeit entwickeln kann. Dass sie mit ihrem Entschluss ihrem Förderer großen Schmerz bereitet, versteht sich. Dennoch trifft sie am Schluss in einer rührenden Szene ihren gealterten Lehrer noch einmal und tanzt mit ihm einen Walzer. Und dann gibt es noch einen allerletzten Schluss, in dem sie im Fenster ihrer Pariser Wohnung sitzend die DVD einer Lehrstunde bei Professor Bojinski betrachtet. Polina hat in der russischen Tänzerin Polina Semionova (*1984) ein reales Vorbild.