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Manuele Fior: Die Übertragung

Besprechung

Im französischen Original heißt der Romane „L'entrevue“, die Unterredung. In Fioris Muttersprache ist das l'intervista, das Interview. Die Titelfigur heißt Dora wie die Patientin, an der Sigmund Freud die Theorie der Übertragung entwickelt hat. All das sind Indizien zum Verstehen der verschlüsselten Geschichte. Die äußere Handlung ist schnell zusammengefasst: Dora ist von ihrem Vater in die Psychiatrie eingeliefert worden, weil sie Halluzinationen hat, in Wirklichkeit wohl, weil sie einer Gruppe angehört, die sich „Neue Konvention“ nennt und ein freies Kommunardenleben propagiert. Sie verliebt sich in ihren Psychiater, Raniero, der gerade einen Autounfall hatte und von seiner Frau verlassen wird. In zum Teil großflächigen Schwarz-Weiß-Zeichnungen ohne erklärenden Erzähltext werden zwei Erzählebenen evoziert. Eine ist das friaulische Udine in einer nicht sehr fernen Zukunft, in der Autos ferngesteuert sind und man elektronische Bilder an den Wänden hängen hat, die man je nach Laune umstellen kann. Die während eines Umsturzes verlassenen Stadtzentren werden gerade wieder besiedelt. Hier treffen sich Dora und Raniero. Während der Therapie-Sitzungen kommt es zu einer Gegen-Übertragung und beide entdecken, dass sie zur Zeit von Ranieros Unfall die gleiche Vision hatten.

Der Schlussteil des Romanes, mit dem Titel „Übertragung“, spielt am 130. Geburtstags von Dora, der Begründerin des „modernen telepathischen Denkens“. Sie spricht über die erste „Abtastung“ im Jahr 2048, das was später als die „telepathische Brücke“ , eine Verbindung zwischen zwei Menschen, verstanden wurde. In dieser fernen Zukunft kann sich niemand mehr vorstellen, wie es war, als man mit Menschen Umgang hatte, deren Gedanken und Motive man nicht kannte. All die Missverständnisse und Seelenkümmernisse der früheren Menschheit sind Geschichte.

Didaktische Hinweise

Die Handlung zusammenzufassen ist eine Aufgabe. Die Erzählebenen müssen analysiert werden. Der Hintergrund der Freudschen Übertragungslehre kann Thema im Ethikunterricht sein. Zeichenstil und Layout werden im Kunstunterricht besprochen.

Alle hier rezensierten Werke von Manuele Fior

Gattung

  • Comics, Comic-Romane, Graphic Novels

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Französisch

Erscheinungsjahr

2013

ISBN

9783939080787

Umfang

173 Seiten

Medien

  • Buch