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Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge

Besprechung

Für Malte offenbaren die negativen Bilder der modernen Großstadt – Armut, Krankheit, Tod – eine von den eigenen Kindheitsängsten mit verursachte Daseinsangst, die exemplarisch für ein Grundgefühl des 20. Jahrhunderts werden sollte. Gleichzeitig jedoch lernt er in dieser Konfrontation „sehen“: Sein Sehen dringt bis unter die Oberfläche der Erscheinungen, wird zum „Fühlen“ des Beobachteten, führt zur Identifikation mit dem Gesehenen und zu seinem Ausdruck beim Niederschreiben. Dabei erschließt sich ihm zugleich sein eigenes Inneres. Als Gegenwelt zur Großstadt erscheint die Welt der Kindheit, die jedoch erst noch verarbeitet werden muss. In einem großen inneren Monolog stellt Malte sein bisheriges Welt- und Wirklichkeitsverhältnis als „an der Oberfläche geblieben“ infrage. Im zweiten Teil werden die Aufzeichnungen um die geschichtliche Vergangenheit erweitert. In einer Wendung nach Innen erinnert er sich zunächst an Abelone, die jüngere Schwester seiner Mutter, der sein einziges Liebesgefühl galt, diese Erinnerung löst eine Kette von Reflexionen über die Liebe aus, die in Gestalt der „großen Liebenden“ (von Sappho bis Bettina von Arnim) mythisiert wird. Auch das Thema der Liebe Gottes wird hierzu kontrapunktisch entfaltet. Die Aufzeichnungen schließen mit einer zusammenfassenden Parabel: In Umdeutung wird die Geschichte des verlorenen Sohnes als die „Legende dessen, der nicht geliebt werden wollte“ erzählt: Durch die ich-süchtige Liebe seiner Familie bedrängt flieht er in die Fremde, um die besitzlose Liebe zu finden. Die Parabel bleibt – ebenso wie das Schicksal Maltes – offen. Dem Untergang, der Dekadenz allerdings steht die gegenläufige Bewegung vom „Sehen-Lernen“ gegenüber.

Didaktische Hinweise

Auch Ethik und Psychologie.

Behandlung im Unterricht:-Thematisch: Identität-Parabolisches Erzählen-Aufsatzunterricht: Textanalyse, Essay

Gattung

  • Kurzprosa, Erzählungen, Textsammlungen, Tagebücher
  • Romane

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 12 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Psychologie

Erscheinungsjahr

2005 (1919)

ISBN

9783938484203

Umfang

358 Seiten

Medien

  • Buch