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Hans-Jürgen Malles: Kennst du Friedrich Hölderlin?

Besprechung

In der etablierten Bertuch-Reihe „Kennst du ...?“ (bisher u. a. Rilke, Heine, Kleist, Kafka) ist der Friedrich Hölderlin gewidmete Titel, bearbeitet von dem durch einschlägige Arbeiten zur Literatur des 18. Jahrhunderts ausgewiesenen H. J. Malles, der Versuch, der heutigen jungen Generation einen „schwierigen“ Dichter nahezubringen. Der Bearbeiter ist sich dessen sehr wohl bewusst, schon die Cover-Empfehlung „Für Leser ab 17 Jahren“ weist darauf hin, wie auch die Nachbemerkung am Ende des Bändchens. Malles „opfert“ aus gutem Grund einen wesentlichen Teil des Hölderlinschen Werkes, so etwa die großen Hymnen, um dem heutigen Rezipienten den grundsätzlichen Zugang nicht zu versperren: Sicher ein kluges, wenn auch nicht ganz unproblematisches Vorgehen. Neben diesem Verzicht auf allzu „hermetische“ Texte greift Malles auch durch sein Gesamtkonzept, die Kapitelabfolge und die Schwerpunktsetzung geschickt auf das heutige Leseinteresse zu: Er beginnt mit Anmerkungen zur Rezeption Hölderlins und lässt diesen einen biografischen Abriss („Wie wird man ein Dichter?“) folgen, angereichert durch Briefzitate und Zeugnisse seiner poetischen Entwicklung. Hölderlins Begeisterung für die Französische Revolution, sein Enthusiasmus für die griechische Antike und besonders den Freiheitskampf der Griechen gegen die Türken werden im weiteren Verlauf ebenso thematisiert wie seine Liebesbeziehung mit der Bankiersgattin Susette Gontard und deren Verklärung zur antiken Diotima. Stets gelingt es Malles, auch sperrige Texte kommentierend aufzuschließen, um so für jugendliche Leser Zugänge zu schaffen. Dies gilt insbesondere auch für den Hyperion-Romane, der einen recht breiten Raum einnimmt, allerdings eine starke Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit der darin verhandelten komplexen Thematik voraussetzt. Insgesamt stellt Malles dem heutigen Leser ein doch recht ausgewogenes Porträt des klassisch-romantischen Dichters vor Augen, fernab von der Hölderlin-Verklärung früherer Zeiten. Mit gutem Grund steht am Ende eine knappe Interpretation des 1803 entstandenen Gedichts „Hälfte des Lebens“, die vom Sprechakt her auf den Text zugreift. Es hat einen tieferen Sinn, wenn der Band die zweite Hälfte dieses Dichterlebens, die „winterliche" im Tübinger Turm, außen vor lässt.

Didaktische Hinweise

Für die Vorbereitung von Referaten zur klassisch-romantischen Literatur oder die Interpretation einzelner Hölderlin-Texte in der gymnasialen Oberstufe oder Fach- und Berufsoberschule bestens geeignet

Gattung

  • Sachbücher

Sachbuchkategorie

  • Biografien, Autobiografien, Porträts

Eignung

für die Schulbibliothek empfohlen

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Geschichte

Erscheinungsjahr

2012

ISBN

9783937601977

Umfang

144 Seiten

Medien

  • Buch