mobile Navigation Icon

Heinz Rein: Finale Berlin

Besprechung

Heinz Reins Roman erschien zum ersten Mal 1947 in der DDR im Dietz Verlag, 1980 in der Bundesrepublik bei der Büchergilde Gutenberg. Schon 1947 wurde das Werk ein Bestseller und von der Kritik mit Theodor Pliviers „Stalingrad“ verglichen. Auch die Neuausgabe aus dem Jahr 2015 wird zurzeit in den Feuilletons begeistert aufgenommen. Der Autor beschreibt den Überlebenskampf der Berliner in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs in Berlin. Die Zerstörung der Stadt ist fast vollständig, das alltägliche Leben zum Erliegen gekommen, dennoch treiben Gestapo und Sicherheitsdienst Greise, Invaliden und halbe Kinder in den Kampf gegen die Alliierten, durchsuchen Häuser nach Juden, Deserteuren und Widerstandskämpfern.

Was es bedeutet, sich gegen ein totalitäres Regime zur Wehr zu setzen, hat Heinz Rein selbst gewusst. Er verlor 1933 seine Arbeit als Sportjournalist und wurde von der Gestapo verhaftet. Reins Figuren bilden einen Querschnitt durch die Bevölkerung und die Vertreter des Widerstands, die im April 1945 noch am Leben sind. Der junge Deserteur Lassehn steht für die Generation, die nichts andres mehr kennengelernt hat als die Propaganda der Nationalsozialisten; Dr. Böttcher ist ein Arzt, der die Menschlichkeit bewahren will; Wiegand ein Gewerkschaftssekretär, der Konzentrationslager und Folter überlebt hat, und der Wirt Klose vertritt den patenten Berliner, der allen Schutzsuchenden Hilfe gewährt. Zusammen bilden sie eine Widerstandsgruppe, die den Häuserkampf verhindern wird. Im Großen sind die Männer nicht erfolgreich, aber es gelingt ihnen zumindest, eine Straße zu retten, Kontakt zu anderen Gruppen aufzunehmen und die Sprengung einer Brücke zu verhindern.

Didaktische Hinweise

Dass der Leser auch im Jahr 2015 mit den Protagonisten mitfiebert, liegt an den rasanten Spannungskurven der Handlung und daran, dass ein Autor schreibt, der nicht in Archiven recherchieren musste, sondern den Zustand Berlins, die Todesangst, die Panik im Bunker, die Verzweiflung und den Hunger aus eigener Anschauung kennt. Für das heutige Publikum interessant sind auch die Zeitungsauszüge und Rundfunkreden, die Rein wörtlich zitiert. Zwar bringen sie die Ereignisse ebenso wenig voran wie die ausführlichen Diskussionen über die Zukunft des besiegten Deutschland und das Vorgehen der Widerständler, aber sie sind von unschätzbarem Wert, denn sie zeigen die Argumente, die Ansichten und Überzeugungen der Menschen am Ende des Krieges. Außerdem gelingt Rein ein erhellender Kontrast zwischen den geradezu irrwitzigen Behauptungen des nationalsozialistischen Regimes über die Kriegslage und die tatsächliche Situation der Menschen in der zerbombten Stadt. Dieser Roman, der ein einmaliges Zeitdokument ist, gehört in jede Schulbibliothek. Auch das Nachwort des jüngst verstorbenen Fritz J. Raddatz ist sehr lesenswert. Sowohl die Deutsch- als auch der Geschichtslehrkraft kann auf Reins Werk zurückgreifen. Der Verlag hält auf seiner Website ein fesselndes Dossier bereit, das Auszüge aus Reins Roman mit zeitgenössischen Aufnahmen kombiniert. Ferner finden sich eine Leseprobe und ein Porträt des Autors. Das Werk ist auch als E-Book erhältlich.

Gattung

  • Romane

Eignung

für die Schulbibliothek empfohlen

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Geschichte

FÜZ

  • Soziales Lernen

Erscheinungsjahr

2015

ISBN

9783895614835

Umfang

760 Seiten

Medien

  • Buch