Wolfgang Büscher: Ein Frühling in Jerusalem

Besprechung

In seiner Reisereportage mit dem Titel „Ein Frühling in Jerusalem“ beschreibt der Autor und Journalist Wolfgang Büscher eindrücklich die Widersprüche der Stadt Jerusalem, die auf ihn eine ganz besondere Anziehungskraft hat. Für seine authentische Darstellung der Stadt hat Büscher zwei Monate lang in Jerusalems Altstadt recherchiert. Er wohnte zunächst in einem palästinensischen Hostel am Jaffator, später in einem griechischen Konvent aus der Kreuzritterzeit. Acht Wochen lang bewegte er sich durch die engen Gassen der Heiligen Stadt, wo Morgenland und Abendland enger beieinander liegen als irgendwo sonst auf der Welt. So gelingt es Büscher, dem Leser die mannigfaltigen Facetten der Stadt aufzuzeigen – ein Unterfangen, das selbst den ältesten Bewohnern der Stadt, nahezu unmöglich zu sein scheint. Und so ist es auch kein Wunder, dass Büscher seinem armenischen Stadtführer nur ein müdes Lächeln abringen kann, als er ihm von seinem Vorhaben erzählt. Dass Büschers Projekt dennoch aufgeht, liegt schlussendlich an seiner Gabe, sich den Orten, die er besucht, den Menschen und ihren Geschichten mit einem unvoreingenommenen, empathischen Blick zu nähern. Büscher bewegt sich durch die Menschenmassen des alten Basars, wo er vom Treiben der Händler und Touristen berichtet. Er sitzt auf einer Bank in der Grabeskirche und beobachtet die zahlreichen Pilger und steigt schließlich hinauf auf die Dächer der Stadt, um sich einen unverstellten Blick von der Pluralität zu verschaffen, die sich ihm offenbart.