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Ewald Arenz: Herr Müller, die verrückte Katze und Gott

Besprechung

Alles beginnt damit, dass Herr Müller bei einem wirklich dummen Sturz aus dem Fenster auf der Trennlinie eines Himmel- und Hölle-Spiels landet und stirbt. Das wäre noch nicht so schlimm - auch das Mädchen, das besagtes Himmel- und Höllespiel gerade spielt, hat den Schock mit ein paar Gummibärchen schnell überwunden - , wenn Herrn Müllers Seele im Himmel angekommen wäre. Ist sie aber nicht. Und dabei heißt es doch: „Gott der Herr hat sie gezählet, dass ihm auch nicht eine fehle“. Wenn nun also eine Seele fehlt, dann geht die Welt unter. Die Erzengel im Himmel wollen dies verhindern und versuchen nun die Seele zu finden und in den Himmel zu bringen, bevor Gott, der Herr, aufwacht und das Fehlen bemerkt. Auch die Hölle hat von der Sache Wind bekommen und will diese Seele haben. So beginnt ein Wettrennen zwischen den Geschöpfen der Hölle und den Erzengeln ...Neben dieser abenteuerlichen Jagd nach der Seele ist inhaltlich natürlich auch der theologisch-philosophische Hintergrund zu nennen. Das „Personal“ des Buches entstammt größtenteils der Bibel, doch seine Himmelsvorstellung schafft sich Arenz neu. So verlagert er den Sitz des Paradieses in den 13. Stock des Spiegelhochhauses in Hamburg und verleiht ihm das Flair des Frankfurter Flughafens. Um mit dem Zeitgeist zu gehen, werden nun auch dort die Zu- und Abgänge, also das Sterben und Wiedergeborenwerden, digitalisiert. Während sich manche Engel mit Excel schwertun, geht Martin Luther in dieser neuen Technik auf. Den aktuellen Religionskonflikten begegnet der Autor mit Humor, indem er in seinem Himmel alle Religionen zusammenkommen lässt. Es gibt nur einen Gott, der – je nachdem wer ihn betrachtet – eben anders heißt oder aussieht. Das hängt nur von der Vorstellung des jeweiligen Betrachters ab. Wie bereits aus den bisherigen Erläuterungen deutlich wird, ist das Buch herrlich humorvoll. Arenz hat nicht nur für den großen Plot, sondern auch für viele kleine Nebenhandlungen einfach witzige Ideen: Da werden die „Starbucks“-Filialen, die auch die Scheidungsraten in den jeweiligen Städten hochschnellen lassen, schon mal zu den Pforten zur Hölle. Und der Klimawandel könnte vielleicht doch darauf zurückzuführen sein, dass der Dämonenfürst „Abbadon“ in die Antarktis verbannt wurde und ihm ständig das Eis unter den Füßen wegschmilzt. Befreiend unpädagogisch und herrlich abstrus!

Didaktische Hinweise

Arenz hat einen guten UnterhaltungsRomane geschrieben, der mit Schülern ab der zehnten Jahrgangsstufe gelesen werden kann, um sie an die Erwachsenenliteratur heranzuführen. Im Unterricht bietet sich eine Zusammenarbeit mit Ethik/Religion an. Thematisiert werden können etwa die im Text vorkommenden biblischen Figuren sowie die Weltreligionen und ihre Jenseitsvorstellungen im Allgemeinen. Auch Gedankenspiele à la Arenz könnten ältere Schüler im Deutschunterricht wagen, wenn sie in kleinen Satiren tatsächliche Missstände der Welt durch freilich frei erfundene, möglichst abstruse (himmlische) Zusammenhänge zu erklären versuchen.

Gattung

  • Romane

Eignung

sehr gut als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre

Erscheinungsjahr

2016

ISBN

9783869136219

Umfang

318 Seiten

Medien

  • Buch