Eric (Text) Corbeyran; Richard (Ill.) Horne: Die Verwandlung von Franz Kafka

Besprechung

Die Handlung der dem Buch zugrunde liegenden Erzählung von Franz Kafka ist schnell zusammengefasst: Der Handlungsreisende Gregor Samsa erwacht eines Morgens in seinem Bett und sieht sich in eine übergroße Schabe verwandelt. Schmerzlich muss er akzeptieren, dass ihn diese äußere Gestalt in vielen Dingen augenblicklich handicapt. Er kann sich weder ankleiden, noch seine für diesen Tag auf dem Programm stehende Geschäftsreise antreten, zu der ihn der Prokurist seiner Firma nachdrücklich auffordert, geschweige denn sich seinen Eltern gegenüber, bei denen er noch wohnt, verbal verständigen. Nach und nach erfährt der Leser des Buches, dass sich die innere Lebenssituation wohl seit der Verwandlung mit der nun ekligen äußeren Gestalt deckt. Denn der Protagonist muss sich bis dato allein um das Auskommen seiner ganzen Familie kümmern. Während er dem anstrengenden Beruf des Handelsreisenden nachgeht, residieren Vater, Mutter und Schwester Grete in einer komfortablen Wohnung beinahe herrschaftlichen Ausmaßes und lassen sich von zwei Bediensteten den Haushalt führen. Von nun an wird zwar alles anders: Da Gregors Verdienst wegfällt, sind die übrigen Familiemitglieder gezwungen, am Aufbringen des Lebensunterhalts mitzuarbeiten, jeder nach seinen Möglichkeiten. Mit Gregor und seiner Andersartigkeit lernen sie auch über die folgenden Monate hinweg jedoch nicht umzugehen. Von seiner Familie allein gelassen und - wenn auch mit gemischten Gefühlen – verabscheut, ja bisweilen sogar körperlich attackiert, verendet Gregor schließlich jämmerlich in seiner trostlosen Kammer. Die Stärke des Buches liegt sicherlich zum einen in seinen düsteren, ausdrucksstarken, weil überzeichneten Bildern. Das „ungeheuere [...] Ungeziefer“ aus Kafkas Erzählung wird konkret fassbar als überdimensionale, Ekel erregende Kakerlake. Und auch die dargestellte Gestik und Mimik der Figuren von Vater, Mutter und Grete entlarven deren Gesinnung und sind kennzeichnend für ihre Hilflosigkeit der Situation ihres Sohnes und Bruders gegenüber. Der Ausgabe kommt zugute, dass sich die Texte eng an den Originaltext Kafkas halten.