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Ilan Goren: Wo bist du Motek? Ein Israeli in Berlin

Besprechung

Bei dem Buch mit dem Titel „Wo bist du, Motek? Ein Israeli in Berlin“ des israelischen Autors und Journalisten Ilan Goren handelt es sich um eine Mischung aus Roman und Reportage. Berlin ist für viele Israelis zum Sehnsuchtsort geworden. So auch für Goren, von seinen Kollegen Motek genannt, der sich nach dem Tod seiner Mutter aufmacht, um in Berlin, der „zweitkultigsten“ Hauptstadt (die kultigste Hauptstadt ist seine eigene, Tel Aviv), als Reporter für einen israelischen Fernsehsender zu arbeiten. Während er als Journalist versucht, den Zuschauern in Israel den für ihn mitunter bizarr anmutenden deutschen Alltag zu erklären und ihnen die jüngsten Neuigkeiten aus der jüdischen „Diaspora“ (S. 93) liefert, findet Goren auch einiges über seine eigenen deutschen Wurzeln heraus. Als er eines Tage von einem wohlmeinenden Nachbarn seiner verstorbenen Großmutter aus Münster eine große Kiste mit Notizbüchern, Fotos und Briefen geschickt bekommt, beginnt seine Reise zurück in die Vergangenheit. Anhand der Notizbücher gelingt es ihm, die Lebensgeschichte seines Urgroßvaters Juda Hellwinkel zu rekonstruieren, der in den Goldenen Zwanziger Jahren vom polnischen Schtetl nach Berlin gekommen war, um dort sein Glück als Elektroingenieur, einem damals neuen Beruf, zu suchen. Dadurch, dass Goren den Hintergrund seiner Familie erfährt, gewinnt er auch den Teil seiner familiären Identität zurück, der ihm durch die Flucht seiner Mutter nach Israel während des Zweiten Weltkriegs bisher verborgen geblieben war.

Didaktische Hinweise

Als Klassenlektüre ist Ilan Gorens Buch weniger geeignet. Das Thema aber spricht jugendliche Leser sicher an, denn sie erfahren etwas von dem Umgang junger Israelis mit der deutschen Vergangenheit ihrer Familien. Diese haben verständlicherweise den Kontakt zu Deutschland nach ihrer Ausreise nach Israel vollständig abgebrochen und ihren Kindern wenig über die Geschehnisse im Dritten Reich erzählt. Im Rahmen einer Projektarbeit, die sich mit der jüngeren (deutschen) jüdischen Literatur und der Frage nach der Identität von Juden in Deutschland auseinandersetzt, bietet das von Vanadis Buhr übersetzte Buch eine gute Diskussionsgrundlage.

Gattung

  • Romane

Eignung

in Auszügen geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Geschichte

Erscheinungsjahr

2013

ISBN

9783862200252

Umfang

248 Seiten

Medien

  • Buch