Stephen Collins: Der gigantische Bart, der böse war

Besprechung

"Eine atemberaubende Graphic Novel und eine Verneigung vor drei großen Namen: Orwell, Kafka und Godzilla" – so wirbt der schweizerische Verlag Atrium für die Übersetzung von Stephen Collins Comic in der Übersetzung von Tim Jung. Es geht um ein Land names „HIER“, wo die Menschen Angst vor Veränderung, vor dem Ausbrechen aus ihren Grenzen haben. Dave, der ein Leben wie alle führt, der auch Angst vor dem Land „DORT“ jenseits des Meers hat, wird schließlich zum Auslöser für die große Veränderung, die sein Land erfasst. Eines Tages stellt er sich die Frage nach dem Sinn und da wächst ihm ein gigantischer Bart, der Auslöser für eine große Unordnung wird. Auch als man sich Daves und seines Bartes entledigt, wird nie wieder alles so, wie es vorher war. Langsam und unmerklich hat sich HIER zu DORT, die Ordnung ins Chaos verändert. Die groteske Parabel beeindruckt schon durch seine „gigantische“ Aufmachung, einzelne Details der schwarz-weißen Illustrationen füllen teilweise die ganzen Seiten aus, während man auf anderen Seiten genau hinschauen muss, um die kleinste Veränderungen wahrzunehmen. Als das Chaos einbricht, verlieren die Bilder an Starrheit, es finden sich Strudel und Kräusel, Panels werden in einzelne Bruchstücke aufgesplittert, die Sichtweise wird verzerrt, der Comic wird zum Film. Ist schon die Idee skurril, dass ein wuchernder Bart eine ganze Gesellschaft umstoßen kann, so lässt der (englische) Humor in den Zeichnungen die dahintersteckende Botschaft überzeugender wirken. Das Buch erhielt den Kinder- und Jugendbuchpreis „Luchs“ von Radio Bremen und der ZEIT im September 2014. Stephen Collins wurde 1980 im Süden Londons geboren. Für seine Cartoons und Illustrationen wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Jonathan Cape/Observer Graphic Short Story Prize. Stephen Collins Comics erscheinen im Guardian Weekend und anderen internationalen Magazinen.