Judith W. Taschler: Die Deutschlehrerin

Besprechung

Mathilda und Xaver sind lange Jahre ein Paar gewesen. Xaver ist Schriftsteller, Mathilda Deutsch- und Englischlehrerin; sie wünscht sich sehnlich ein Kind. Eines Tages, als Mathilda von der Schule nach Hause kommt, ist Xaver verschwunden, ohne ein Wort der Erklärung, aber mit allen seinen Sachen. Nach einiger Zeit erfährt Mathilda, dass er eine reiche Frau geheiratet hat, das gemeinsame Kind wird später in einem spektakulären Fall entführt und taucht nie wieder auf. Mathilda braucht lange, um sich von Xavers Verrat zu erholen, bis sie ein Haus erbt und ganz für ihren Beruf lebt. Viele Jahre später kommt es wieder zum Kontakt zwischen Mathilda und Xaver. Es geht um eine Lesung in Mathildas Schule, und über Mails und dann auch persönlich werden die alten Dramen der Trennung, der Entführung und auch der Herkunftsfamilien (denn beide haben in dieser Hinsicht eine ordentliche Last zu schleppen) aufgerollt. Es entsteht ein furchtbarer Verdacht, dass nämlich Mathilda das Kind entführt haben könnte. Auf der anderen Seite kommt eine alte Schuld Xavers zutage. Das Ganze endet überraschend und traurig. Auch wenn das Buch tatsächlich spannend ist und mit dem Schrecken spielt (es wurde mit dem Friedrich-Glauser-Preis als bester Kriminalroman 2014 ausgezeichnet), erscheinen doch die anderen Aspekte der Familien- und Beziehungsgeschichte mindestens genauso wichtig. Die Erzähltechnik ist interessant im Wechsel der Mails, der Perspektiven und der Zeitebenen. Allerdings wirkt der Romane manchmal etwas sehr kalkuliert angelegt.