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Luigi Reitani: Hölderlin übersetzen

Besprechung

Gedanken über einen Dichter auf der Flucht

 „Was bleibet aber, stiften die Dichter“ beendet Hölderlin sein berühmtes Gedicht „Andenken“. Pünktlich zum 250. Geburtstag des Poeten geht Luigi Reitani der Frage nach, was vom Dichter Hölderlin selbst bleibt: „Wozu heute (noch) Hölderlin lesen?“ heißt deshalb auch das erste Kapitel dieser Essaysammlung. Viele halten die Gedichte Hölderlins für zu schwierig, um sie in der Schule einzusetzen. Das liegt an seiner Sprachgewalt, die von einer ganz eigenen Bildlichkeit geprägt ist. Symbole und Chiffren werden so geheimnisvoll gebraucht, dass diese sich daraus ergebende komplexe Mehrdeutigkeit das ist, was viele Leser schreckt. Reitani wirbt dafür, die Sprachbilder nicht zu entschlüsseln, sondern sie zu übersetzen. Der Italiener gibt in seiner Sammlung viele Beispiele, an denen er aufzeigt, dass die Übersetzung die Voraussetzung für die Auslegung ist. Schon Novalis ist davon überzeugt: „Am Ende ist alle Poesie Übersetzung!“ Luigi Reitani hat die erste vollständige und kommentierte Übersetzung von Hölderlins Lyrik ins Italienische vorgelegt und spricht in diesem Essayband u.a. über die Herausforderung, Hölderlins mehrdeutige und unabgeschlossene Texte in eine andere Sprache zu übersetzen. Seiner Überzeugung nach profitiert auch der Leser, der Hölderlins Gedicht in seiner Muttersprache zu lesen vermag, von dieser Herangehensweise. Was bleibt also? Ziel ist es demnach nicht, Hölderlin zu aktualisieren, sondern einen Zugang zu seinem Werk zu finden; Reitani ist davon überzeugt, dass Hölderlin auch von uns heute spricht.

Didaktische Hinweise

Tatsächlich spielt Hölderlin im Lyrikunterricht der 11. und 12. Jahrgangsstufe an bayerischen Gymnasien leider keine zentrale Rolle. Wie hilfreich wäre es, würden Deutschlehrkräfte Reitanis Gedanken den Schülerinnen und Schülern weitergeben: Die Mehrdeutigkeit ist konstitutiver Teil von Poesie; oftmals ist eine klare Deutung gar nicht möglich. Noch unmöglicher ist es zu erraten und ein für alle Mal festzulegen, was der Dichter wohl damit gemeint habe. Dieser erste Teil der Essaysammlung gehört demnach in den Präsenzbestand einer jeden Deutschlehrkraft. Im zweiten Teil geht es um große Themen der aktuellen Hölderlinforschung (poetische Topografie, Hölderlins Italienbild, lyrische Nachwirkungen nach 1945), die im Rahmen eines W-Seminars zum Thema Hölderlin zum Einsatz kommen können.

Gattung

  • Sachbücher

Sachbuchkategorie

  • Literatur, Lesen, Sprache

Eignung

als Theorie für Lehrkräfte

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch

FÜZ

  • Sprachliche Bildung

Erscheinungsjahr

2020

ISBN

9783852568133

Umfang

104 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book