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Derf Backderf: Mein Freund Dahmer

Besprechung

Jeffrey Dahmer war ein Schulfreund des Autors und Zeichners. Seine Freundschaft, seine Reue und sein Mitleid, so bezeugt er in Vor- und Nachwort, haben ihn bewogen, die Geschichte des Mörders aufzuzeichnen, auch wenn das nichts daran ändert, dass er ihn für einen perversen, intellektuell äußerst minderbemittelten Triebtäter hält. Entstanden ist eine analytische Schilderung der Vorgeschichte, der familiären Schieflage, der homosexuellen Neigungen, vor allem aber der abartigen sexuellen Phantasien, die den Schüler in den Alkohol trieben. Dass er ein Talent hatte, für junge Männer komisch erscheinende Szenen nachzuspielen, aber auch seine epileptischen Anfälle in Szene zu setzen, führte dazu, dass er den Autor und zwei weitere Mitschüler als eine Art Freunde gewann, die sich den Dahmer-Fanclub nannten. Die Schulzeit der 70er-Jahre, die typischen Schülerstreiche erscheinen dem erzählenden Ich im Rückblick nur mehr trivial. Dass er und seine Freunde Jeffrey so „cool“ fanden, deutet er nun aus der Distanz mit dessen völliger Gefühllosigkeit. Nach dem Schulabschluss erst trennen sich die Wege der jungen Leute und Jeffrey, von seiner Familie verlassen, begeht den ersten Mord, der jahrelang unentdeckt bleibt. Hier endet die Haupthandlung der Graphic Novel. Es folgt ein Epilog, der die drei Freunde bei einem Treffen zum zehnjährigen Schulabschluss zeigt, bei dem sie über Dahmer reden. Dahmer wurde 1981 aus der Army entlassen wegen exzessiven Alkoholkonsums und begann 1987 innerhalb von vier Jahren 16 Menschen zu töten. 1994 wurde er von einem Mithäftling getötet. Das erfährt man aus einem langen Nachspann, in dem die Tatsachen aus Medienberichten zusammengefasst werden.

Die Schwarz-Weiß-Zeichnungen mit oft schwarzem Hintergrund wirken holzschnitthaft und düster. Die Personen haben kantige Köpfe und stark stilisierte Züge. Der Mord wird nicht gezeigt, nur im Anhang aus den vorhandenen Dokumenten geschildert. Es gibt aber Szenen, die auf ihn vorausweisen und die grausam genug sind. So sammelt Jeff tote Tiere, die er in Einweckgläsern in Säure einlegt, und er metzelt einen im Gartenteich gefangenen Fisch mit dem Messer hin, begleitet von riesigen lautmalerischen Schriftzügen, die den Schrecken seines Begleiters beim Angeln widerspiegeln.

Didaktische Hinweise

Der psychologische Hintergrund von Gewalttaten ist eine wichtiges Thema im Ethikunterricht. Junge Menschen können lernen, wo die Grenze von Verstehen und Verständnis liegen kann und warum es wichtig ist, die Beweggründe eines Täters zu kennen, auch wenn man ihn wegen seiner Tat verurteilt. Die zeichnerische Gestaltung sollte im Kunstunterricht behandelt werden. Anhand der Titel der Kapitel können die Stationen des Wegs des Triebtäters in den Abgrund nachvollzogen werden. Die Frage stellt sich, an welchen Stellen es Möglichkeiten gegeben hätte, einen anderen Weg zu gehen oder wo rechtzeitiges Eingreifen möglich gewesen wäre, wenn nicht Eltern, Lehrkräfte und Schulkameraden so blind gewesen wären.

Gattung

  • Comics, Comic-Romane, Graphic Novels

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Englisch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Kunst

Erscheinungsjahr

2013

ISBN

9783849300487

Umfang

224 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book