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Kerry Drewery: Marthas Widerstand

Besprechung

„Marthas Widerstand“ ist in einer vielleicht gar nicht so fernen Zukunft, in der sich die Kluft zwischen Arm und Reich gefestigt und vertieft hat und sogar das Rechtssystem von den Medien bestimmt wird, angesiedelt. Martha, ein Mädchen aus den Kratzern und damit bitterarm, wird mit der Waffe in der Hand verhaftet. Sie hat, wie sie selber zugibt, den Millionär und Wohltäter Jackson Paige erschossen. Das neue Rechtssystem des Landes sieht keine genaue Ermittlung vor und sucht nicht nach den Motiven einer Tat. So scheint der Fall klar: Martha soll nach sieben Tagen, in denen sie von einer Zelle in die nächste wandert, wohl hingerichtet werden. Statt eines unabhängigen Richters entscheidet dies die Bevölkerung per Telefon-Voting. Letzteres ist nicht kostenfrei, sodass es den Menschen aus den Kratzern kaum möglich ist, ihre Meinung einzubringen. Dass Martha gar nicht geschossen hat, sondern mit ihrem Freund durch ihren Märtyrertod einen Umsturz des Rechtssystems plant, wird schnell klar. Die genauen Hintergründe und Zusammenhänge bleiben jedoch bis kurz vor Schluss im Dunkeln, sodass das Buch auch bis zum Ende spannend bleibt. Drewery entwirft in ihrem Erstlingswerk eine düstere Welt, in der die Armen scheinbar machtlos ihrem Schicksal ausgeliefert sind. Durch die anfallenden Gebühren können sie keine offensichtlich unschuldigen Personen mit ihrer Stimme unterstützen. Dazu wird deutlich, dass die Polizei bei Vergehen der Reichen aus der City beide Augen zudrückt. Die Fernsehshow ist klar parteiisch. Wie ungerecht diese Welt ist, erfährt der Leser in Rückblicken Marthas. Sie erinnert sich in Ich-Form an die Hintergründe und Zusammenhänge der Tat. So kann sich der Leser gut in Martha einfühlen und die Geschichte bleibt spannend. Dazu tragen auch die anderen Erzähler bei: Sowohl Isaac, Marthas Freund, als auch Eve, Marthas psychologische Betreuerin, schildern ihre Handlungen und Gedanken in Ich-Perspektive. Für die Darstellung der Fernsehshow wird ein neutraler Erzähler gewählt. Durch diesen Perspektivenwechsel wäre das Buch auch für männliche Leser interessant – schade nur, dass sie das auf eine weibliche Leserschaft abgestimmte Cover bestimmt nicht danach greifen lässt. Dabei würde das Thema und letztlich der endgültige Ausgang der Geschichte (im Fortsetzungsband) sicherlich beide Geschlechter interessieren.

Didaktische Hinweise

Die Thematik bietet viele Anknüpfungspunkte im Unterricht: Grundsätze der Rechtsprechung, Liebe über unterschiedliche Gesellschaftsschichten hinweg, Möglichkeiten des Widerstands, ethisch-moralische Fragestellung zum Thema Märtyrertod.

Gattung

  • All Age

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 9 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Sozialkunde/Politik und Gesellschaft

Erscheinungsjahr

2017

ISBN

9783846600436

Umfang

448 Seiten

Medien

  • Buch
  • E-Book