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Sylvia Heinlein: Mittwochtage oder "Nichts wie weg", sagt Tante Hulda

Besprechung

Es sind die „Mittwochtage“, die Sara besonders liebt, denn die verbringt sie mit Hulda, ihrer Tante, die in einer Wohngemeinschaft mit anderen geistig behinderten Menschen untergebracht ist. Hulda ist all das, was das Mädchen in ihrem Elternhaus vermisst; sie hat ein großes Herz, ist fast immer gut gelaunt und von entwaffnender Offenheit. Vor allem aber hat sie Zeit für Sara, die mit ihrer dominanten, für eine Modezeitschrift arbeitenden Mutter und ihrem vielbeschäftigten Vater in einer trendig-unterkühlten Wohnung lebt. Eigentlich hätte Saras Leben so weitergehen können, doch ihre Mutter beschließt aus heiterem Himmel, ihre Tochter in ein Tennistraining zu schicken, und das natürlich ausgerechnet am Mittwochnachmittag. Sara soll sich mehr mit Gleichaltrigen abgeben. Da hat sie allerdings die Rechnung ohne ihre störrische Tochter gemacht. Die schwänzt nämlich kurzerhand das Training und macht sich auf den Weg zu Tante Hulda. Und das ist erst der Anfang der Widersetzlichkeiten ...Als eines Tages Hulda aus Wut ihr Zimmer verwüstet und für Saras Mutter feststeht, dass ihre Schwester in eine Wohngemeinschaft auf dem Land umziehen muss, die eine intensivere Betreuung garantiert, da überschlagen sich die Ereignisse. Weder Sara noch Hulda wollen den Umzug aufs Land und so fasst das Mädchen einen folgenschweren Entschluss: Sie nimmt gemeinsam mit ihrer Tante Reißaus. Auf ihrer Flucht machen sie interessante Bekanntschaften mit den unterschiedlichsten Menschen wie dem Punker Ratte und dem obdachlosen Klaus. Mit beiden laufen sie ihre letzte Station an: eine pleitegegangene Schokoladenfabrik. Die herbeigeeilte Mutter erlebt hier noch ein besonderes künstlerisches Event mit und spätestens dabei wird ihr bewusst, dass es den „normalen Menschen“ eigentlich gar nicht gibt. Der Autorin gelingt es, auf sympathisch-unaufdringliche Weise in leicht verständlicher Form ihren jungen Lesern die Position Saras und Hildas nahezubringen und so eine Lanze für das Anderssein zu brechen. Empfehlenswert!

Didaktische Hinweise

Im Unterricht bietet das Buch eine Fülle von Ansatzpunkten für eine fruchtbare Projektarbeit: Themen wie z. B. der Stellenwert behinderter Menschen in unserer Gesellschaft, die Bedeutung von Außenseitern aller Art, die Position von Kindern in der Familie, die Mutter- und Vaterrolle können hier angesprochen werden. Diskussionsgrundlagen ergeben sich jeweils aus den Perspektiven, die durch die verschiedenen Figuren des Buches vermittelt werden. Von hier aus dürfte der Brückenschlag zur Thematisierung gesamtgesellschaftlicher Entwicklungen gelingen, dies natürlich in Inhalt und Form auf den altersgemäßen Horizont der Zielgruppe abgestimmt.

Gattung

  • Romane

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 2 bis 4

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre

Erscheinungsjahr

2011

ISBN

9783836952767

Umfang

125 Seiten

Medien

  • Buch