mobile Navigation Icon

Helmut Krausser: die letzten schönen tage

Besprechung

Linear erzählt wäre es eine recht banale Dreiecksgeschichte: Kati hat in David einen Liebhaber neben ihrem eigentlichen Partner Serge, für den sie sich verantwortlich fühlt, da er nach einem Zusammenbruch wegen Überlastung arbeitsunfähig und von Medikamenten abhängig ist. Beide verbringen einige Wochen bei Freunden auf Malta. Diese verschwinden eines Tages und Serge versteckt das zurückgebliebene Notebook. Damit kommt er Katis Seitensprung auf die Spur und beginnt fingierte Mails an David zu schreiben, der besorgt nach Malta eilt und Kati mit nach Hause nimmt. Dass es doch ein besonderer Romane ist, liegt an der Erzählweise. Episoden, manchmal mit Handlungsträgern, die der Leser erst nach einigem Rätseln den Protagonisten zuordnen kann, werden aneinander gereiht. Schleifenförmig verbinden sich Handlungsstränge und Schicksale, ähnlich wie in Fernsehsoaps, auch mit Cliffhängern, wobei die Spannung nicht immer oder erst viel später aufgelöst wird. Im ersten Kapitel wird Becky, ein junges Mädchen, von zwei Computer-Nerds vergewaltigt, bevor es wirklich dazu kommt, endet jedoch der Erzählungstrang. Im letzten Kapitel muss David Malta verlassen, weil „etwas mit seiner Nichte passiert“ ist, mehr erfährt man nicht. Wer aufgepasst hat, weiß, dass Davids Bruder in Toronto lebt und Kinder hat, von denen das älteste 12 Jahre alt ist und Rebecca, kurz Becky, heißt. Davids Mutter macht im zweiten Kapitel eine Florida-Reise mit ihrer Freundin und gibt ihrem Sohn ihre Katze zur Pflege, die aus Kummer das Fressen verweigert und eingeht. Am Schluss kommt sie wegen eines Streits ohne Freundin zurück und findet statt David dessen Assistenten vor, allerdings ohne Katze. Im Kern geht es jedoch um Serge, den die einerseits oberflächliche, andererseits äußerst anstrengende Arbeit in einer PR-Agentur in Berlin fertiggemacht hat. Er liebt Kati auf seine Art. David ist ein Kollege, Photograph, und sehr in Kati verliebt, obwohl er weiß, dass sie ziemlich dumm ist und ihn nur als Ausgleich für die schwachen Leistungen von Serge im Bett benutzt hat. Insgesamt also doch eine triviale Handlung, aufgepeppt mit einer Menge Tricks, die nicht neu sind. So werden dieselben Episoden jeweils aus Katis und Serges Perspektive erzählt. Einmal erlebt man die schwindelnde Kati, dann den ihr nachspionierenden Serge, wie er ihr auf die Schliche kommt.

Didaktische Hinweise

Eine Menge Stoff für die Analyse von Erzähltechniken. Ein Vergleich der Erzählstruktur mit einer Soap macht den Schülern bestimmt Spaß.

Gattung

  • Romane

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 12

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre

Erscheinungsjahr

2011

ISBN

9783832196196

Umfang

223 Seiten

Medien

  • Buch