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Sayed Kashua: Zweite Person Singular

Besprechung

Obwohl erfolgreicher Rechtsanwalt, Ehemann einer attraktiven Frau und Vater von zwei Kindern, fühlt sich der Protagonist nicht akzeptiert. Ständig ist ihm seine Situation als arabischer Israeli bewusst, er leidet unter seinen Wurzeln, seiner mangelnden Gewandtheit, seiner angeblich fehlenden Bildung. Als er (irrtümlich) glaubt, seine Frau habe ihn betrogen, verliert er den Boden unter den Füßen und wird von längst überwunden geglaubten Vorstellungen gequält. Auch der zweite Protagonist des Romans ist arabischer Israeli. Seine Mutter hat sich ein Stück weit von der Tradition befreit, seinem Vater wird der Vorwurf der Kollaboration gemacht, der Sohn fühlt sich ausgestoßen, aber auch nicht als „echter“ Israeli wie die Juden. Trotz Strebsamkeit, Intelligenz und hoher moralischer Werte bleibt er erfolglos und einsam. Erst als er die Identität des jüdischen Jonathan, den er lange gepflegt hat, annimmt, findet er seinen Weg als Künstler. Weil es in der Vergangenheit eine flüchtige, wenig bedeutsame Begegnung mit der Frau des Rechtsanwalts gegeben hatte, kreuzen sich die Lebenswege der beiden Männer. Das Buch beschreibt an den beiden Einzelschicksalen eindringlich die belastenden Lebensumstände arabischer Israelis. Auch wenn sie gebildet und erfolgreich sind, gehören sie nicht dazu, haben sie mit Ausgrenzung und Vorurteilen zu kämpfen. Hinzu kommt die Suche nach ihrer Identität zwischen den Anforderungen der modernen israelischen Gesellschaft und den eigenen, oft als problematisch eingeschätzten Wurzeln. Von diesem Blickwinkel aus leistet der Romane einen wichtigen literarischen Beitrag zur Erklärung des Landes und seiner Situation, gerade in seinem Verzicht auf eine dezidiert politische „Botschaft“ und seiner Beschränkung auf die subjektive Sicht der Protagonisten.

Didaktische Hinweise

Geeignet zur Bearbeitung im Rahmen von Projekten „Israel“ oder „Minderheiten“. Hierbei ergeben sich folgende mögliche Aufgabenstellungen:- Erklären Sie Erzählstruktur und Titel des Romans.(Die Geschichte des Rechtsanwalts wird in der dritten Person Singular erzählt, die des zweiten Protagonisten in der ersten Person Singular, die Dialogform „du“ dazwischen fehlt.)- Erläutern Sie die Aussage des Rechtsanwalts aus S. 394 (beim Betrachten der Fotoausstellung seines „Nebenbuhlers“): „Wirklich beeindruckend, dachte der Rechtsanwalt, als er vor den großen Porträts stand, Bilder von kleinen Kindern, von Jugendlichen, von Frauen und Männern. Ihm, der insgeheim immer stolz darauf gewesen war, dass ihm ein rascher Blick genügte, um zu wissen, ob es sich bei einem Menschen um einen Araber oder einen Juden handelte, fiel es hier sehr schwer, die Herkunft der Porträtierten zu erkennen.“- Mit welchen tatsächlichen Nachteilen in der jüdischen Mehrheitsgesellschaft haben die beiden Protagonisten zu kämpfen?- Welche seelischen Deformationen haben sie durch ihre spezielle Situation erlitten?- Beschreiben Sie den Zwiespalt des Rechtsanwalts zwischen aufgeklärtem Anspruch und traditioneller Verwurzelung.- Sind die im Romane beschriebenen Probleme ausschließlich der speziellen Situation der beiden Männer geschuldet?

Gattung

  • Romane

Eignung

in Auszügen geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Geschichte

Erscheinungsjahr

2011

ISBN

9783827010131

Umfang

394 Seiten

Medien

  • Buch