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Anna Katharina Fröhlich: Kream Korner

Besprechung

Eine junge Frau, die Ich-Erzählerin, lebt nach kurzen Unterbrechungen für den Besuch eines Gymnasiums und ein Theologie-Studium in Paris, das sie abgebrochen hat, wieder bei ihrer Tante in einem burgähnlichen Anwesen in den Bergen Südfrankreichs mit dem Namen Le Pertuis. Hier verbringt sie ihre Zeit mit Lesen und Gärtnern. Der Mann der Tante, Lord Leslie, ist gestorben und nach kurzer Zeit der Trauer lebt diese wieder zuversichtlich und wohlgelaunt, mit der Lektüre Epikurs und der Bestellung ihres Gartens beschäftigt. Nichte und Tante würden jede gerne einen Mann finden, aber wer sollte das sein? Wer könnte die Leseabenteuer der Nichte teilen, wer die Ansprüche an den Lebensstil der ungewöhnlichen Tante erfüllen? Ein Jugendfreund, den beide opulent verköstigen, möchte sie auf seine ausgedehnten Reisen mitnehmen, aber es kommt anders: Tante und Nichte besuchen die indische Verwandtschaft des verstorbenen Lords. Ein sprachliches Feuerwerk von Schilderungen der schönsten Farben und Gerichte, der scheußlichsten Gerüche und armseligsten Gestalten, der hässlichsten fetten indischen Maharanis und der schönsten und gelangweiltesten indischen Prinzen rahmt den Mittelteil mit den Erinnerungen der Erzählerin an ihr Leben in Europa ein. Aber auch in Indien, zuletzt in Kalkutta, in einem Imbiss namens „Kream Korner“ auf der ungesicherten Dachterrasse eines Hochhauses, finden die beiden das Glück nicht. Das Resumee ist, dass auch in Indien das Glück nicht zu finden und es weise ist, der Welt den Rücken zu kehren und seinen Garten zu bestellen.

Die Erzählerin schildert Indien voller Hingabe als exotisches Land, in das die Moderne zerstörerisch einbricht. Die Reste spiritueller Kräfte beschreibt sie distanziert und gleichzeitig bewundernd. Die typische Struktur des Reiseromans mit Abfahrt, Reise, Aufenthalt und Heimkehr wird durchbrochen, indem der erste und dritte Teil des Romans in Indien spielen, aber von „zu Hause“ aus im Rückblick erzählt wird.

Didaktische Hinweise

Das Buch in das Genre des Reiseromans einzuordnen und gleichzeitig davon abzugrenzen, könnte ein Referatthema sein. In der europäischen Literatur spielt traditionsgemäß das Land Indien die Rolle des „Fremden an sich“. Ein Vergleich mit Voltaires „Candide“ und dessen Resumee „Il faut cultiver notre jardin“ liegt nahe. Erzählerische Verwandtschaft lässt sich mit „Tausendundeine Nacht“ feststellen. Biografische Zusammenhänge zu der Autorin, die mit ihrer Mutter am Gardasee ein zurückgezogenes Landleben führt wie die Erzählerin, könnten gesucht werden. Die Charakteristik der liebevoll beschriebenen, sehr unkonventionellen Tante kann ein Thema sein.

Gattung

  • Romane

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch

FÜZ

  • Interkulturelle Bildung
  • Kulturelle Bildung

Erscheinungsjahr

2010

ISBN

9783827009630

Umfang

171 Seiten

Medien

  • Buch