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Merle Hilbk: Tschernobyl Baby. Wie wir lernten, das Atom zu lieben

Besprechung

Hilbks neues Buch ist eine Reportage über ihre Reisen in die Tschernobyl-Region, über die Treffen mit den Menschen dort und über den Umgang mit der Katastrophe in der damaligen Sowjetunion. Letzterer unterscheidet sich stark von der Hysterie und der anwachsenden Atomkraftgegnerschaft in Deutschland. Man spricht in Weißrussland wenig darüber, schließlich waren so viele vom gleichen Schicksal betroffen. Daneben spielt vor allem im heutigen Weißrussland die Angst eine große Rolle. Weißrusslands Präsident will nicht, dass in seinem Land viel über Tschernobyl gesprochen und geforscht wird. Der Geheimdienst scheint omnipräsent zu sein und schürt Ängste in der Bevölkerung. Lukaschenko legt Entschädigungszahlungen still und plant Schritt für Schritt die Nutzung der Zone. So als gäbe es heute keine Probleme mit der dortigen Radioaktivität. So dürfen zunehmend Flüchtlinge z. B. aus Tschetschenien oder Tadschikistan im Sperrgebiet siedeln. In der heutigen Ukraine ist der Umgang ein ganz anderer, man versucht das Unglück touristisch zu vermarkten und bietet Abenteuertouren in die Zone an. Vor allem durch ihre Besuche im Sperrgebiet und durch ihre Gespräche mit den Menschen dort liefert Merle Hilbk viele neue Informationen und vermittelt, wie die Menschen mit dem Unglück umgehen. Die Qualität des Sachbuches wird allerdings dadurch geschmälert, dass Hilbk nicht in allen Kapiteln den reinen Reportagestil einhält. Am gravierendsten ist, dass Hilbk viele Kapitel aus der Ich-Perspektive der 1987 geborenen Mascha erzählt, die für Hilbk als Übersetzerin fungiert hat. Durch ihre Augen meint der Leser eine belarussische Sichtweise auf die Dinge zu erhalten. Erst im Kapitel „Im Zweifel für den Zweifel“ wird deutlich, dass es sich um ein bloßes Stilmittel Hilbks handelt. Ablehnung??

Didaktische Hinweise

Das Sachbuch eignet sich gut dafür, einzelne im Reportagestil verfasste Kapitel oder Passagen herauszugreifen und eine Stimmungs- und Situationsschilderung von Mensch und Natur in und um die Sperrzone Tschernobyl zu vermitteln. Weitere Informationen bietet auch die Website der am stärksten betroffenen Stadt Pripjat.

Gattung

  • Sachbücher

Sachbuchkategorie

  • Politik, Gesellschaft
  • Welt, Universum

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Chemie
  • Deutsch
  • Geschichte
  • Sozialkunde/Politik und Gesellschaft

Erscheinungsjahr

2011

ISBN

9783821865348

Umfang

276 Seiten

Medien

  • E-Book