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Kirsten Boie: Skogland

Besprechung

Ausgangspunkt des Romanes ist eine durch eine Kunsterzieherin initiierte Auseinandersetzung ihrer Schülerinnen und Schüler mit der eigenen Herkunft. Vor allem die 14-jährige Jarven hat Probleme, ihren Stammbaum aufzuzeichnen. Sie kennt nämlich ihren Vater nicht. Ihre Abstammung ist ein von der Mutter gut gehütetes Geheimnis. Obwohl Jarven ihre Mutter verehrt, ist die Beziehung zwischen den beiden nicht ohne Probleme. Besonders die immer wieder durchscheinende Überängstlichkeit der Mutter, ihre permanente Sorge um die Tochter, auch ihre Geheimniskrämerei muss von einem Mädchen in der Pubertät zunehmend als Belastung empfunden werden. Als sich plötzlich die Gelegenheit ergibt, an einem Casting für einen Jugendfilm teilzunehmen, lässt sich Jarven durch viele Komplimente dazu überreden, die angebotene Rolle anzunehmen – eine Rolle, über die sie zunächst schweigen muss. Zu spät merkt sie, dass sie in eine Falle geraten ist. Widerstrebend lässt sie sich, nachdem ihre Mutter per SMS angeblich ihr Einverständnis signalisiert hat, mit einem Privatflugzeug nach Skogland fliegen, einem märchenhaften Land im Norden Europas. Jarven lernt hier den Vizekönig und seine Vertrauten kennen, fühlt sich in dem Schloss, in dem sie untergebracht ist, wie eine Gefangene und wird schließlich entführt. Sie lernt die politische Problematik des Märchenlandes kennen und kommt mit Rebellen in Kontakt, die dem ausgebeuteten Norden die gleichen Rechte wie dem Süden verschaffen möchten. Ganz plötzlich sieht sich die eigentlich unpolitische Jarven mit komplexen politischen Zusammenhängen und Intrigen konfrontiert, von denen sie sich überfordert fühlt. Durch die spannend beschriebenen Ereignisse, in deren Mittelpunkt Jarven steht, wird das ursprünglich schüchterne Mädchen jedoch erwachsen. Sie lernt sogar ihren Vater kennen und muss damit leben, dass er ihr nicht sympathisch ist. Am Schluss weiß Jarven jedenfalls bestens über ihre Abstammung Bescheid. Der Leser wird von der Autorin mit mehreren Handlungssträngen konfrontiert und muss bei der Lektüre immer wieder zwischen den Vorgängen in Skogland und Jarvens Heimatort wechseln. Erst spät lässt sich erkennen, wie kunstvoll die Autorin Handlungsorte und Personen miteinander verbunden hat. Der komplizierte Fall löst sich schließlich wie in einem Kriminalroman auf. Kirsten Boies Buch könnte man als spannende Abenteuererzählung bezeichnen, die Elemente des Märchens und der Kriminalgeschichte verbindet. Es handelt sich aber zugleich um ein realistisches Buch, denn das von Autorin inszeniert Spiel mit den aus der fantastischen Kinder- und Jugendliteratur (z. B. Harry Potter) bekannten zwei Welten, spiegelt in durchaus realistischer Weise Vorgänge wider, die der Wirklichkeit dieser Welt entnommen sind. Regierungen, die im wörtlichen Sinne „über Leichen“ gehen, Länder, in denen Rassismus und Unterdrückung herrschen, in denen aus Gründen des Machterhalts die Bürger über unangenehme Wahrheiten getäuscht werden, Folter, Entführungen … Diese Welt ist auch den jungen Leserinnen und Lesern bekannt.

Didaktische Hinweise

Hinweise für den Unterricht: Aufgabe des Unterrichts könnte sein, Parallelen zur weltpolitischen Realität aufzuzeigen bzw. entsprechende Recherchen zu ermöglichen. Da das Buch im Moment nicht als Taschenbuch vorliegt, verbietet sich in der Regel aus finanziellen Gründen eine traditionelle Klassenlektüre. Allerdings sind offene und differenzierende Formen der Auseinandersetzung mit dem Buch möglich. So kann das Buch nach einer individuellen Lektüre in der Klasse als Referat, durch eine Wandzeitung (mit Bild- und Textelementen aus der Tagespresse) oder mit Hilfe einer sog. „Lesekiste“ vorgestellt und diskutiert werden. Und dass Boies Buch reichlich Anlass zu Diskussionen bietet, daran ist nicht zu zweifeln.

Gattung

  • Romane

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 6 bis 10

Fächer

  • Deutsch

FÜZ

  • Soziales Lernen

Erscheinungsjahr

2005

ISBN

9783789131598

Umfang

384 Seiten

Medien

  • Buch