Astrid Lindgren: Meine Kuh will auch Spaß haben

Besprechung

Mitte der 1980er Jahre begann die berühmte Kinderbuchautorin Astrid Lindgren zusammen mit der Tierärztin Kristina Forslund einen Kampf gegen die Zustände in der schwedischen Fleischindustrie. Seit den 60er Jahren hatten sich Landwirtschaftsverbände wie Politik abgewendet von der Fleisch- und Milchproduktion in kleinen Bauernhöfen und die Massentierhaltung in großen Betrieben begünstigt. Mit fatalen Folgen für die Gesundheit und Lebensqualität der Tiere. Eindringlich, mit kraftvollen Worten sowie einer kindlichen Naivität beschreibt Astrid Lindgren das Leben und Sterben der Tiere in den Zeitungsartikeln, die sie von 1985 bis 1989 in der Tageszeitung „Expressen“ veröffentlichte, wie auch in den Briefwechseln mit den Vertretern im schwedischen Staatsministerium für Landwirtschaft. Sie erzählt von Träumen, in denen sie zusammen mit einem dem Himmel entstiegenen und nun schockierten Gott die riesigen Schweinemastbetriebe besucht, und von ihren Gesprächen mit der Henne Lovisa und dem Schwein Augusta, in denen sich die Tiere über ihre Lebensbedingungen beschweren. Inhaltlich gibt es bei der Lektüre immer wieder Überschneidungen und Wiederholungen, spannend bleibt aber die Chronik der Dokumente doch, weil schnell klar wird, dass die Kinderbuchautorin mit Charme und Geschick ihren öffentlichen Einfluss tatsächlich in den Beginn einer gesellschaftlichen Bewegung für mehr Tierwohl ummünzen kann. Am Ende des Buchs zieht Kristina Forslund Bilanz: Vieles hat sich beim Thema Tierwohl in den vergangenen dreißig Jahren zum Besseren gewendet, vieles bleibt aber auch noch zu tun.

Das von Anna-Liese Kornitzky aus dem Schwedischen übersetzte „Meine Kuh will auch Spaß haben“ ist ein sympathisches Plädoyer gegen die Massentierhaltung, dass auch dreißig Jahre nach seiner Entstehung Jugendlichen Mut machen kann, sich für dieses nach wie vor wichtige Thema zu engagieren.