Jana Frey: Höhenflug abwärts

Besprechung

Marie, 15, hat alles, was man sich wünschen kann: nette und besorgte Eltern, einen Hund, Freunde, Interessen, und trotzdem geht eines Tages alles gründlich schief. So verliebt sich Leon, ihr Freund seit Kindertagen, in den sie sich gerade auch verliebt hat, in Friederike, die hübsche „Neue“. Auch Klassensprecherin wird Marie erstmals nicht mehr, und all das tut weh. Ganz allmählich gerät Marie nun in Drogenkreise, sie schluckt Pillen, um Kummer und alterstypische Unsicherheiten nicht mehr spüren zu müssen, sie will „Spaß haben, selbstbewusst sein, nicht nachdenken müssen“. Darunter leidet ihr Verhältnis zu den Eltern, vor allem zum Vater, der in seiner Hilflosigkeit immer restriktiver wird, zur guten Freundin Franka, sie lässt in der Schule nach, konzentriert sich immer mehr auf Malte, der selbst Drogen nimmt. Verliebt sind beide nur im Rausch, diese „traurige Erkenntnis“ bleibt für Marie nicht aus. Marie verstrickt sich immer tiefer, sie braucht immer mehr Pillen (deren Inhaltsstoffe und Herkunft sie nicht kennt), bis sie zusammenbricht und in die Klinik muss. Im Epilog wird dann von Maries langem und mühsamem Kampf gegen die Sucht (fast ein Jahr lang) und ihrer Situation danach, noch immer nicht ganz stabil, berichtet. Adressen für Betroffene stehen auf den letzten Seiten. Das Buch ist einfach und verständlich geschrieben, fast schlicht, aber es wirkt dabei authentisch und überzeugend. Bemerkenswert erscheint es insofern, als gezeigt wird, wie wenig es braucht, um rasch aus einer ganz gesicherten Situation in eine Abhängigkeit abzurutschen. Die Identifikation wird durch die Ich-Erzählperspektive und die überzeugende Charakterzeichnung (ein sympathisches, ganz normales Mädchen mit ganz normalen Problemen) leicht gemacht, an keiner Stelle wird ein mahnender Zeigefinger erhoben. Trotzdem bleibt klar, welcher Irrweg der von Marie eingeschlagene ist.