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Juan Moreno: Tausend Zeilen Lüge. Das System Relotius und der deutsche Journalismus

Besprechung

Einer der größten Skandale des deutschen Journalismus erzählt vom Entdecker der Fälschungen zahlreicher sensationell wirkender Texte eines mehrfach preisgekrönten Reporters. Das Buch von Juan Moreno, freier Mitarbeiter beim Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“, hat zwei gleichermaßen spannende Ebenen. Er schildert seine Entdeckung vom anfänglichen ahnungsweisen Verdacht über die Nach-Recherche bis zu den entwürdigenden und zunächst vergeblichen Versuchen, seine Chefs zu überzeugen. Seine Verzweiflung, als er kein Gehör fand und als neidischer Konkurrent hingestellt wurde, übertrug sich sogar auf seine Frau und seine kleinen Kinder. Nur die Tatsache, dass seine Frau Kollegin ist und die Sachlage beurteilen konnte, half ihm, die Zeit zu überstehen. Die andere Seite ist eine detaillierte Beschreibung dessen, was die Fälschungen auslöste und ermöglichte. Das liegt zum Teil an der Textsorte der Reportage, zum anderen am System und der angespannten Situation in den Redaktionen der von Leserschwund bedrohten Printmedien und dem Umgang damit in den Führungsetagen. Dass die außergewöhnliche und durchaus als krankhaft zu bezeichnende Persönlichkeitsstruktur des Hochstaplers sich in diese Ausgangslage verhängnisvoll einfügte, war ein das Ausmaß begünstigender Zufall. Wie die aktuelle Diskussion zeigt, muss sich auch der Autor des Buchs Zweifel an einzelnen Stellen seines Textes gefallen lassen.

Didaktische Hinweise

Die Reportage als zu problematisierende Textsorte ist Thema im Deutschunterricht. Der subjektive Aspekt, in deutschen Medien merkwürdig durch die Vermeidung des Pronomens „Ich“ getarnt, ist im Zeitalter der Fake-News in Verruf geraten. Durch die Darstellung der Vorgehensweise bei den Fälschungen wird jedoch indirekt klar, wie eine professionelle und ethisch verantwortungsvolle Reportage zustande kommt. Die Regeln, die sich das Nachrichtenmagazin unter seinem Chefredateur Augstein auferlegt hatte, können dazu herangezogen werden. Das Buch liest sich obendrein wie ein Kriminalroman und kann auch als Grundlage für ein Referat dienen. Es ist eine Pflichtlektüre für alle, die am Journalismus interessiert sind.

Gattung

  • Sachbücher

Sachbuchkategorie

  • Politik, Gesellschaft
  • Literatur, Lesen, Sprache

Eignung

in Auszügen geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 9 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre
  • Medienerziehung

FÜZ

  • Berufliche Orientierung
  • Medienbildung/Digitale Bildung
  • Werteerziehung

Erscheinungsjahr

2019

ISBN

9783737100861

Umfang

287 Seiten

Medien

  • Buch