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Nathanael West: Miss Lonely Hearts

Besprechung

Der Kritiker des Zeit-Feuilletons Dieter E. Zimmer hat den KurzRomane aus dem Jahr 1933 im Zug einer Neuausgabe des Werks von Nathanael West nach 1962 zum ersten Mal neu übersetzt und mit Anmerkungen sowie einem kundigen Nachwort versehen. Hinter der „Briefkastentante des New Yorker Post-Dispatch“ verbirgt sich der von seinen Kollegen scherzhaft „Miss Lonelyhearts“ genannte Protagonist. Auch der Leser wird ihn unter keinem anderen Namen kennen lernen. Sein Feuilletonredakteur heißt Shrike, wie ein Raubvogel, und macht sich über den Journalisten lustig, nicht ohne von ihm seine erfolgreiche Kolumne immer wieder einzufordern. In kurzen Kapiteln, die ähnlich denen eines Kinderbuchs jeweils mit „Miss Lonelyheart ...“ überschrieben sind, lernt man das Problem des Protagonisten kennen: er ist wie versteinert, keine Beziehung zu seinen Mitmenschen mag ihm glücken, schließlich weiß er auch nicht mehr, was er den Menschen antworten soll, die sich mit so fürchterlichen wie trivialen Leiden an ihn wenden. Immer mehr zieht er sich in Alkoholkonsum und Kranksein zurück. Seine Beziehungen zu Frauen sind von größter Kälte geprägt. Im Kontrast dazu steht sein Innenleben: er steigert sich in einen Erlöserwahn und will die Welt als die gottgewollte beste aller Welten beweisen. „Er unterbreitete Gott Rohfassungen seiner Zeitungskolumne, und Gott fand, dass sie gut war. Gott hieß jeden seiner Gedanken gut.“ Doch anstatt seine Arbeit unter diesen Vorzeichen neu wieder aufnehmen zu können, glaubt er, ein Wunder tun zu können, als Doyle, der verkrüppelte Mann einer Briefschreiberin, mit der Miss Lonelyhearts ein kurzes Verhältnis unterhielt, zu ihm kommt. Er will ihn umarmen und heilen, aber Doyle hat eine Waffe dabei, mit der er ihn bedrohen will. Versehentlich löst sich ein Schuss und trifft Miss Lonelyhearts.

Didaktische Hinweise

Die Satire ist in kurzen Sätzen und in einer recht einfachen Sprache gehalten. Sie enthält wenig kurze Beschreibungen und einige satirische Auslassungen. Die Handlung spielt etwa 1931, viele Aspekte sind aber auf unsere Zeit übertragbar. Die Rolle des Journalisten als Vermittler der Wahrheit wird in Frage gestellt. Die Figur des Kolumnisten kann historisch betrachtet werden und mit modernen Beispielen verglichen werden. Die divergierenden äußeren und inneren Handlungen und die Zwangsläufigkeit, mit der dadurch das Ende herbeigeführt wird, können analysiert werden. Nicht zuletzt ist die Biographie und Werkgeschichte Nathanael Wests untersuchenswert. FÜEZ: Soziales Lernen, Bindungen bewerten, Werteerziehung

Gattung

  • Romane

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Englisch

Erscheinungsjahr

2012

ISBN

9783717522744

Umfang

170 Seiten

Medien

  • Buch