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Juli Zeh: Unterleuten

Besprechung

Bei Juli Zehs Roman mit dem Titel „Unterleuten“ handelt es sich um einen spannenden und zugleich verstörenden Gesellschaftsroman. Das Dorf namens Unterleuten irgendwo in Brandenburg stellt in Juli Zehs Roman eine Art Mikrokosmos dar, dessen Personal überschaubar ist. Die Idylle des Dorfes mit seiner scheinbar unberührten Natur, in der sich zunehmen auch Stadtflüchtlinge aus Berlin ansiedeln, ist aber – wie sich schnell herausstellt – nur vordergründig. Alte Wunden werden aufgerissen, als ein Investor aus Bayern ausgerechnet in Unterleuten einen Windpark errichten will und für sein Projekt den Großbauer Gombrowski gewinnen kann. Die Folge: Streitigkeiten, die ihre historischen Schatten bis in die 1960er Jahre, der Zeit der Zwangskollektivierung, zurückwerfen, brechen wieder aus. Gombrowski, der es geschickt verstanden hat, die politischen Veränderungen der Wende von 1989 für sich zu nutzen, indem er aus der ehemaligen LPG seine eigene GmbH gemacht hat, trifft im Jahr 2010, in dem der Roman spielt, erneut auf alte Neider und Kommunisten, die bis heute die neue Zeit verachten. Denn eines wird schnell deutlich, auch Unterleuten wird von den Regeln der kapitalistischen Gewinnmaximierung beherrscht, allerdings mit einem Unterschied: Die gesellschaftlichen Widersprüche werden in dem Dorf direkt von Mann zu Mann, Frau zu Frau bzw. Frau zu Mann ausgetragen. Jeder meint, das Gute und das Richtige zu wollen, bezogen auf das Zusammenleben in der Dorfgemeinschaft funktioniert aber gerade dies nicht.

Didaktische Hinweise

Auch wenn sich der Roman „Unterleuten“ aufgrund seines Umfangs nicht unmittelbar als Klassenlektüre eignet, kann man ihn jedoch lesebegeisterten Schülerinnen und Schülern uneingeschränkt empfehlen. Ausgewählte Auszüge des Romans lassen sich sicherlich in eine Unterrichtseinheit zum Thema „Aktuelle Gegenwartsliteratur“ einbetten. Wobei gerade die streng subjektive Erzählperspektive der Figuren besonders interessant ist. Lohnenswert ist auch, die Internetseite des Verlags zu besuchen. Hier findet sich ein virtueller Rundgang durch das fiktive Dorf sowie weitere Informationen über die Bewohner, der mittlerweile unter dem Aspekt der „Metafiktion“ in der Rezension der Süddeutschen Zeitung diskutiert wird.

Gattung

  • Romane

Eignung

als Klassenlektüre geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 11 bis 13

Fächer

  • Deutsch

Erscheinungsjahr

2016

ISBN

9783630874876

Umfang

640 Seiten

Medien

  • Buch