Christa Wolf: Kindheitsmuster

Besprechung

Zusammen mit Ehemann, Tochter und Bruder reist die sich ihrer selbst vergewissernde Erzählerin ins heutige Polen – Landsberg /Warthe, der Heimatort auch der Autorin, wird nicht explizit genannt. Sie versucht, die gleichermaßen fremde wie vertraute Welt der eigenen Kindheit gedanklich wiederzufinden. In 18 Kapiteln werden dann die Kindheit der Nelly Jordan geschildert, ihr Familienleben, ihre Schulzeit, ihr Dienst beim BDM. Der allgemeine Druck zur Anpassung wird ebenso gezeigt wie der persönliche Zwiespalt Nellys. Die von den Kriegsfolgen zunächst kaum berührte Kleinstadtwelt gerät für das Mädchen erst mit dem Kriegsende aus den Fugen: Flucht vor der Roten Armee, Begegnung mit geflohenen KZ-Häftlingen, die Heimkehr des fremd gewordenen Vaters aus dem Krieg. Nelly erkrankt an TBC, gesundet aber im Jahre 1947. Reisebeobachtungen, Vergangenheitssplitter, Reflexionen beim Schreiben, Eindrücke aus der DDR-Gegenwart vermischen sich zu einem nicht abgeschlossenen Gesamtbild gemäß der von der Autorin programmatisch verkündeten „subjektiven Authentizität“.