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Inés Garland: Wie ein unsichtbares Band

Besprechung

Bücher aus den Südlichen Kontinenten, aus Asien, Afrika oder Lateinamerika, haben es auf dem deutschen Buchmarkt schwer. Umso überraschender ist der herausragend Erfolg, der dem dritten Roman der argentinischen Autorin, Redakteurin und Journalistin Inés Garland beschert wurde: Nachdem die argentinische Sektion der internationalen Kinderbuchorganisation IBBY den Jugendroman „Wie ein unsichtbares Band“ schon 2009 ausgezeichnet hatte, wurde es 2013 unter die „besten 7 Bücher für junge Leser“ vom Deutschlandfunk ausgewählt, dann als Buch des Monats Juni der AG Kinder- und Jugendliteratur Österreich, als Jugendbuch des Monats September der „Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur“ und schließlich als Sieger in der Sparte „Jugendbuch“ des Deutschen Jugendliteraturpreises ausgezeichnet. Dies überrascht umso mehr, als das Buch gerade nicht die landeskundlichen Informationen bietet, mit denen deutsche Jugendliche den Kontext verstehen können. Es spielt zu Beginn der argentinischen Militärdiktatur in den 1970er Jahren und gibt zu dieser historischen Epoche kaum Hintergrund, ja der deutsche Verlag scheint durch ein kurzes Nachwort noch nachhelfen zu müssen, damit das, was in Argentinien jeder Jugendliche weiß, für Deutschland wenigstens angedeutet wird. Dieses Fehlen von Informationen passt aber bestens zu der Erzählhaltung, mit der uns die erwachsene Alma, die als „Mädchen aus besserem Hause“ aufwuchs, ihre Jugendzeit schildert. Auch sie hat nicht verstanden, was um sie herum passierte, war naiv und zwischen den sozialen Schichten hin und hergerissen. In einem ersten Teil lässt sie sich völlig in die poetische Schilderung ihrer Kindheit und der Landschaft um den La Plata fallen. Ihre Eltern hatten ein Wochenendhaus auf einer der zahlreichen Inseln an diesem Fluss und hier befreundete sich Alma mit den Nachbarkindern Carmen und Marito, die sie für ihren Umgang mit der Natur bewundert. Als die drei aufwachsen, wird deutlich, dass soziale Schranken sie trennen, dass ihre Welten nicht zusammenpassen. Alma verliebt sich nun in Marito und diese Liebe wird in all ihrer Zaghaftigkeit und Zartheit beschrieben. Auch wenn ihre Eltern ihr den Umgang mit Marito verbieten wollen, folgt sie ihm doch und trifft ihn auch in der Großstadt Buenos Aires, wo aber auch beide völlig verschiedenen Welten angehören. Vieles versteht Alma nicht und auch für den Leser wird vieles nur angedeutet, deutlich wird aber, dass Marito wohl zu den Opfern des Regimes gehört, weil er selbst sich aufgelehnt hatte. Der nostalgischen Stimmung des ersten Teils wird nun die Brutalität der diktatorischen Gewalt gegenübergestellt.

Didaktische Hinweise

Der Roman besticht vor allem durch seine feine, fast lakonische Erzählweise und diese sollte auf jeden Fall im Zentrum der Behandlung stehen. Sicher ist es für ein vertiefteres Verständnis notwendig, auch den historischen Hintergrund aufzuarbeiten, damit die SchülerInnen die Konstruktion der Erzählung aus Almas Perspektive aus Distanz beurteilen können. Obwohl es an dramatischen Handlungsteilen nicht mangelt, verlangt der Roman sicher von seinen Lesern, dass sie sich auf das ruhige Erzählen einlassen. Nachdem das Buch jetzt den Jugendliteraturpreis bekommen hat, ist damit zu rechnen, dass auch eine Taschenbuchausgabe für die Schulen auf den Markt kommen wird.

Gattung

  • Romane

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 9 bis 10

Fächer

  • Deutsch
  • Geschichte
  • Spanisch

Erscheinungsjahr

2013

ISBN

9783596854899

Umfang

256 Seiten

Medien

  • Buch