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Mary E. Pearson: NIEundEWIG. Bis wann bist du ein Mensch?

Besprechung

Mary E. Pearson kennen wir von „Zweiunddieselbe“ (2009), ein Roman über Jenna, die nach einem Unfall weiterlebt, weil man ihre „Lebensdaten“ eingespeichert und sie in einen neuen, künstlichen Körper eingepflanzt hat. Das Buch war 2010 auf der Nominierungsliste für den Deutschen Jugendliteraturpreis und ist eine auch literarisch hervorragende Auseinandersetzung mit der Frage, ob künstliche Wesen überhaupt als Menschen bezeichnet werden können. Pearson hat nun eine Fortsetzung dieses Romans geschrieben, die nicht die Perspektive von Jenna, sondern die von Locke aufnimmt, der wie Jenna bei dem Unfall gestorben war, dessen Daten und DNA aber über 260 Jahre konserviert wurden und der erst zusammen mit Kara, dem dritten Unfallopfer, wieder zum Leben erweckt wird. Schnell stellen Kara und Locke fest, dass sie eigentlich nur als verwertbare Vorzeigeobjekte für die Technologie von Dr. Gatsbro dienen, die zahlungswilligen Kunden vorgeführt werden: Diese hoffen auf ein ewiges Leben, wenn ihre Gehirne gespeichert werden können. Beide merken, dass Dr. Gatsbro sie illegal festhält, und fliehen mit Hilfe eines „Bots“, d. h. eines künstlichen Roboters ohne Unterleib, der hofft, sich mit dieser Tat selbst eine Identität aufbauen zu können. Locke und Kara haben Schwierigkeiten, sich in der Welt der Zukunft zurechtzufinden. Als sie nach Boston kommen, wo sie früher gelebt haben, trennen sich ihre Wege. Locke merkt bald, dass Kara es eigentlich auf Jenna abgesehen hat, die schon kurz nach dem Tod auferstanden war und sie beide nicht gerettet hat. Immer wieder fragt er sich, was er selbst eigentlich will, ja ob er überhaupt „wollen“ kann, da er ja nur ein programmiertes, künstliches Wesen ist. Eine spannende Jagd nach Jenna beginnt, wobei auch Dr. Gatsbro die beiden weiter verfolgt. Pearsons zweiter Roman ist unabhängig vom ersten Band zu lesen. Er unterscheidet sich dadurch, dass er spannender, aber psychologisch einfacher ist. Der Aspekt der Science-Fiction wird stärker herausgearbeitet, wodurch auch allgemeine Fragen nach der Zukunft gestellt werden können.

Didaktische Hinweise

Der Roman eignet sich auch literarisch für eine Klassenlektüre, eventuell in Kombination mit anderen Jugend-Romanen, die in ähnlicher Weise das Thema „Künstliche Menschen“ behandeln. Dazu gehören neben Pearsons erstem Band Kevin Brooks „Being“ (2009) und Robin Wassermans Reihe „Skinned“, „Crashed“ und „Wired“ (2010-2011). Natürlich wäre eine Kooperation mit dem Religions- oder Ethikunterricht sinnvoll, wenn es um die Frage geht, was einen Menschen zu einem Menschen macht. Der Roman bietet verschiedene Abstufungen, vom „menschlichen“ Roboter bis zu Jenna, die über eine individuelle Geschichte mit positiven und negativen Erfahrungen verfügt. Am Beispiel von Kara und Locke wird deutlich, dass auch die beiden, die unter den gleichen Bedingungen hergestellt wurden, unterschiedlich „menschlich“ reagieren können. Für den Deutschunterricht bietet der Roman eine spannende, lesefördernde Lektüre, ohne flach zu werden. Insbesondere Lockes ständige Fragen nach dem, was er „wirklich“ denkt und fühlt, entsprechen dem Lebensgefühl von Jugendlichen, die sich mitunter als ferngesteuert vorkommen, so dass das Buch auch als Adoleszenzroman überzeugt. Natürlich ließe sich der Roman auch als Beispiel für die Gattung der Dystopie oder der Science-Fiction im Deutschunterricht genauer untersuchen. Für beides hat es ja in der Jugendliteratur der letzten Jahre viele Beispiele gegeben (von Cassia & Ky: „Die Auswahl“ bzw. „Die Ankunft“ von Ally Condie bis zu den „Tributen von Panem“ von Suzanne Collins). Natürlich können aber auch die Klassiker von George Orwell oder Aldous Huxley einbezogen werden.

Gattung

  • Science-Fiction
  • Romane

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 9 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre

Erscheinungsjahr

2012

ISBN

9783596854752

Umfang

382 Seiten

Medien

  • Buch