mobile Navigation Icon

David Grossman: Kommt ein Pferd in die Bar

Besprechung

Dovele Ist Comedian und tingelt durch Kleinstädte, an deren Namen er erst erinnert werden muss. Diesmal ist er in Natanja. Zu seinem Auftritt hat er den Erzähler, einen pensionierten Richter, eingeladen, dem im Laufe des Abends einfällt, dass er Dovele bei einem gemeinsamen Aufenthalt in einem paramilitärischen Camp in einer Notlage im Stich gelassen hat. Jetzt hat Dovele dem Jugendfreund den Auftrag gegeben, ihn zu anzuschauen und ihm zu sagen, was er da sieht. So erhalten wir Leser einen Art Führung durch den verwirrenden Abend. Er beginnt mit den üblichen Scherzen, oft vulgär und obszön. Die Wende tritt ein, als eine andere Person aus Doveles Jugend unvermutet auftritt: eine zwergwüchsige Frau. Dovele war in der Schule oft gehänselt worden. Sie erinnert sich an ihn als den Jungen, der auf Händen laufen konnte. Dass er ein guter Junge war, sagt sie und bringt dadurch Dovele aus der Fassung. Sein Monolog wird jetzt zu einem Klagegesang auf seine Kindheit, auf das Leben der von der Shoah gezeichneten Eltern. Die Anekdoten der Standup Comedy werden zu den Geschichten eines Lebens. Den Witz vom Pferd in der Bar erzählte ihm der Fahrer, der ihn aus dem Trainingslager nach Hause brachte, wobei ihm niemand gesagt hatte, dass er zur Beerdigung seiner Mutter gefahren wurde. Statt sie zu unterhalten, hält Dovele den Zuschauern einen Spiegel vor und klagt die israelische Selbstherrlichkeit gegenüber den Palästinensern an. Der Abend gerät aus dem Ruder. Immer mehr Zuhörer, beleidigt wegen der Kritik an Israels Politik und schockiert über den befremdlichen Verlauf des Abends, verlassen den Saal. Schließlich bleibt Dovele nichts mehr, als sich wortwörtlich zu entblößen: nackt und von Krankheit gezeichnet bleibt er allein auf der Bühne zurück.

Didaktische Hinweise

David Grossman hat den Tod seines Sohnes im Libanonkrieg in zwei Büchern verarbeitet und schlägt hier zum ersten Mal nach diesem Ereignis einen anderen Ton an. Die Kritik an der Politik seines Landes ist wohl der Kern der Aussage dieses Romanes. Den Aufbau aus dem oft seitenlangen Monolog herauszufiltern ist gar nicht leicht. Die Funktion des Witzes und des Lachens ist zu analysieren.

Alle hier rezensierten Werke von David Grossman

Gattung

  • Romane

Eignung

themenspezifisch geeignet

Altersempfehlung

Jgst. 10 bis 13

Fächer

  • Deutsch
  • Ethik/Religionslehre (Evang. Religionslehre

Erscheinungsjahr

2016

ISBN

9783596034024

Umfang

252 Seiten

Medien

  • Buch